Über 84 Tote bei Terroranschlag im Iran
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Explosion bei Trauerfeier:Über 84 Tote bei Terroranschlag im Iran

Bei Gedenkfeier für General Soleimani (†62)
Explosion im Iran fordert rund 100 Tote

Im Iran sind bei einem mutmasslichen Terroranschlag rund 100 Menschen ums Leben gekommen. Offenbar sind an der Grabstätte des iranischen Generals Qassem Soleimani zwei Sprengsätze explodiert.
Publiziert: 03.01.2024 um 13:41 Uhr
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Aktualisiert: 03.01.2024 um 22:12 Uhr
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Die Explosionen richteten grosse Schäden an.
Foto: keystone-sda.ch

Bei zwei Explosionen in der zentraliranischen Stadt Kerman sind am Mittwochnachmittag rund 100 Menschen gestorben. Rund 190 weitere wurden verletzt. Dies berichten iranische Medien unter Berufung auf den Notfall-Chef der Stadt Kerman.

Der Vorfall ereignete sich auf dem Märtyrerfriedhof, wo Tausende von Menschen dem vierten Jahrestag des Todes von General Qassem Soleimani (†62) beiwohnten. Kurz nach der Explosion wurden Rettungsteams an den Ort des Geschehens entsandt, um den Verletzten zu helfen. 

Amerikanisches Aussenministerium: «USA in keiner Weise beteiligt»

Laut dem stellvertretenden Gouverneur von Kerman handelt es sich um einen Terroranschlag. Zwei Sprengsätze seien am Eingang der Grabstätte per Fernbedienung gezündet worden. Terrorangriffe in diesem Ausmass sind im Iran äusserst selten. Ein Kommandant der Quds-Truppe der iranischen Revolutionsgarde sagte am Mittwochabend, dass israelische und amerikanische Agenten hinter dem Attentat stecken würden. Diese Angaben lassen sich bisher nicht verifizieren. Auch hat sich noch niemand zu dem Anschlag bekannt. 

In einer Pressekonferenz vom Mittwoch erklärte der Sprecher des amerikanischen Aussenministeriums, dass «die USA nicht in die Anschläge im Iran involviert sind». Miller sieht auch keinen Anlass dafür, dass Israel in die Attacken involviert war. Später am Abend veröffentlichte auch Israel eine Erklärung, in der sich das Land von den Anschlägen distanzierte. Dies berichteten israelische Medien übereinstimmend. 

Täter sollen bestraft werden

Irans Präsident Ebrahaim Raisi hat die Terrorattacke aufs Schärfste verurteilt. Er wies laut einer Mitteilung der Regierung am Mittwoch die Behörden an, das Leid der Opfer und Verletzten zu lindern. Gleichzeitig forderte er eine entschiedene Reaktion. «Zweifellos werden die Täter und Befehlsgeber dieser feigen Tat bald ermittelt und für ihre abscheuliche Tat bestraft werden», wurde der Regierungschef zitiert. 

Der iranische Innenminister fügte laut Al-Jazeera hinzu, dass «wichtige Informationen über die Explosionen vorlägen, aber erst nach einer Überprüfung und Verifizierung offiziell bekannt gegeben würden.» Er forderte das iranische Volk auf, Gerüchten und Spekulationen keinen Glauben zu schenken. 

Hisbollah-Führer Nasrallah: «Sie fielen auf demselben Weg wie Soleimani»

Anlässlich des Todestags Soleimanis hielt der Generalsekretär der libanesischen Schiitenorganisation Hisbollah, Hassan Nasrallah, am Mittwochabend eine Rede. Vor dem Hintergrund der Tötung eines Anführers der islamistischen Hamas im Libanon wurde die Rede mit Spannung erwartet. Nasrallah sprach den Opfern der Explosionen sein Beileid aus. Nasrallah äusserte sich nicht zu möglichen Tätern, sagte aber, die Getöteten seien auf demselben Weg des Kampfes gefallen wie Soleimani.

«Die Menschen, die seine Ruhestätte besuchten und diesen Anlass feierten, darunter Männer, Frauen und Kinder, wurden zur Zielscheibe. Infolgedessen ist eine grosse Zahl von Märtyrern gefallen», sagte er. «Wir sprechen all ihren Familien unser aufrichtiges Beileid aus. Sie sind Märtyrer auf demselben Weg, sie sind Märtyrer derselben Sache, desselben Kampfes, der von Kommandeur Hadsch Qassem Soleimani geführt wurde.»

«Entsetzliche Geräusche» während Explosion

In einem live im Staatsfernsehen übertragenen Ausschnitt waren ein Knall und Schreie zu hören. Reporter der Staatsagentur Irna sprachen von einem «entsetzlichen Geräusch einer Explosion». Während einer Live-Schalte einer Reporterin des Staatsfernsehens waren Retter zu sehen, die mit Verletzten im Hintergrund in ein Krankenhaus eilten. Bilder von den Anschlagsorten zeigten blutüberströmte Gehwege, beschädigte Fahrzeuge und zerfetzte Kleidungsstücke.

Kerman ist die Heimat von Soleimani, dem früheren Kommandeur der Auslandseinheiten der iranischen Revolutionsgarde (IRGC). Soleimani wurde am 3. Januar 2020 bei einem US-Drohnenangriff im Irak getötet. (noo/ene/SDA)

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