Das Chaos ist perfekt: Nach den Wahlen vom 4. März haben es die Italiener nicht geschafft, eine Regierungskoalition zu bilden. Zu zerstritten sind die Parteien. Der sozialdemokratische Staatspräsident Sergio Mattarella (76) will daher Neuwahlen anordnen. Mattarellas Wunschtermin wäre Anfang 2019. Bis es so weit ist, soll eine Not-Regierung die Geschicke des Staats lenken.
Dieses Tohuwabohu kommt dem einstigen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi (81) äusserst gelegen. Finden die Neuwahlen tatsächlich 2019 statt, dürfte er nämlich wieder selber kandidieren. Eine Verurteilung wegen Steuerbetrugs hatte es ihm verboten, bei den Wahlen im März anzutreten.
Aber auch wenn die Neuwahlen früher stattfinden sollten, könnte Berlusconi hoffen: Noch immer wartet er auf eine Stellungnahme des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte, an den er mit seiner Verurteilung gelangt war. Sollte sich das Gericht in Strassburg zugunsten von Berlusconi äussern, könnte der Cavaliere mit einer sofortigen Aufhebung des Wahl-Banns rechnen.
Abtrünnige Wähler werden zurückkehren
Für Berlusconis Entourage ist klar, dass ihr Chef wieder kandidieren wird. Das sagt Antonio Razzi (70), der 52 Jahre lang in Emmenbrücke LU wohnte und als Auslanditaliener bis im Frühling im Senat sass. Seit Januar lebt er wieder in Pescara (I). Razzi zu BLICK: «Berlusconi wird wieder antreten. Er ist topfit!» Auch für die Wahlen fürs Europaparlament im Mai 2019 werde Berlusconi kandidieren.
Bei den Wahlen im März verbuchte Berlusconis Forza Italia nur gerade 14 Prozent der Stimmen. Razzi: «Der Partei fehlte ein Kopf. Tritt Berlusconi persönlich wieder an, werden viele abtrünnige Wähler zurückkehren.»
Auch die EU hofft auf Berlusconi
Berlusconi-Freund Razzi prophezeit, dass seine Partei mit dem Cavaliere als Spitzenkandidat gegen 20 Prozent der Stimmen holen würde. Vereint mit andern bürgerlichen und rechten Parteien könnte Berlusconi so wieder in ein Ministeramt gehievt werden.
Auch in Brüssel käme die Rückkehr von Berlusconi in die italienische Politik nicht ungelegen. Zwar ist er ein unverbesserlicher Schürzenjäger und Lebemann, aber – im Gegensatz zu den neuen Köpfen der aufstrebenden Lega und der Fünf-Sterne-Bewegung – immerhin berechenbar und pro EU eingestellt.