Bei grossen Noten
Deutschland meldet mehr Euro-Falschgeld

Betrüger nutzen in Europa Fälschungen von 200- und 500-Euro-Scheinen für ihre kriminellen Machenschaften. Das treibt die Falschgeldzahlen in die Höhe. Der 500-Euro-Schein wird eigentlich gar nicht mehr ausgegeben, gefälscht wird er jedoch nach wie vor.
Publiziert: 29.01.2024 um 11:30 Uhr
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Aktualisiert: 29.01.2024 um 11:53 Uhr
Ein Mitarbeiter der Deutschen Bundesbank prüft unter einem UV-Lichtgerät einen falschen (links) und einen echten 50-Euro-Schein. (Archivbild)
Foto: Martin Meissner

Schmuck, Uhr oder Auto sind verkauft – doch statt der vereinbarten Summe sitzen die Verkäufer auf Falschgeld. Kriminelle haben arglosen Besitzern von Luxuswaren im vergangenen Jahr in mehreren Fällen in grossem Stil Euro-Blüten untergejubelt. Das trieb die Falschgeldzahlen in Deutschland und Europa nach oben.

In Deutschland zogen Polizei, Handel und Banken nach Angaben der Deutschen Bundesbank knapp 56'600 falsche Euro-Scheine aus dem Verkehr. Das waren gut 28 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.

«Der Anstieg der Falschgeldzahlen liegt in wenigen grösseren Betrugsfällen vor allem mit gefälschten 200- und 500-Euro-Banknoten begründet», erläuterte Bundesbank-Vorstand Burkhard Balz am Montag. 8763 gefälschte 200er wurden nach Angaben der Bundesbank sichergestellt, ein Jahr zuvor waren es 2396. Die Zahl der 500-Euro-Fälschungen erhöhte sich von 989 auf 2641 Stück.

Produktion und Ausgabe der 500-Euro-Banknote wurden zwar 2019 eingestellt. Die im Umlauf befindlichen lilafarbenen Scheine sind aber weiterhin gesetzliches Zahlungsmittel.

Die Schadenssumme stieg vor allem in Folge der gut ein Dutzend Betrugsfälle mit grossen Beträgen demnach überdurchschnittlich um knapp 90 Prozent auf 5,1 Millionen Euro. Der höchste rechnerische Schaden durch Falschgeld in Deutschland war im Jahr 2004 mit 6,1 Millionen Euro verzeichnet worden.

Im vergangenen Jahr trieben einige grosse Betrugsfälle, bei denen Verkäufern von Luxuswaren wie Schmuck, Uhren und Autos falsche 200er und 500er untergejubelt wurden, die Zahlen nach oben. Die Schadenssumme verdoppelte sich in der Folge fast von 2,7 Millionen Euro 2022 auf 5,1 Millionen Euro im vergangenen Jahr.

Kriminelle setzen bei ihren Betrügereien auf einen einfachen Trick: Sie zeigen den Verkäufern von Luxuswaren erst Taschen voller echter Scheine und tauschen diese dann in einem unbeobachteten Moment gegen Taschen mit Falschgeld aus. Betroffene haben doppelt Pech: Die wertvolle Ware ist weg, das Falschgeld wird nicht erstattet.

Dennoch beruhigt Balz: «Trotz der deutlich höheren Zahl an Fälschungen ist das Risiko für Normalbürger, mit Falschgeld in Berührung zu kommen, nach wie vor gering.»

Im Schnitt entfielen nach Berechnungen der Bundesbank im Jahr 2023 in Deutschland sieben falsche Banknoten auf 10'000 Einwohner. «Die Zahlen sind weit weg vom Allzeithoch des Jahres 2015», ordnete Balz ein. Damals waren 95'400 Blüten in Deutschland aus dem Verkehr gezogen worden.

Auch in Europa stieg die Zahl der sichergestellten Euro-Blüten im vergangenen Jahr deutlich: um 24,2 Prozent auf 467'000. Im Schnitt entfielen 14 gefälschte Scheine auf 10'000 Einwohner. Das Schadensvolumen erhöhte sich im Jahresvergleich von 21,5 Millionen auf 25,0 Millionen Euro.

Einen deutlichen Anstieg verzeichnete die Bundesbank 2023 auch bei gefälschten Münzen. Fast 115'900 Stück wurden aus dem Verkehr gezogen, ein Jahr zuvor waren es knapp 73'400. Die Bundesbank erklärt dies vor allem damit, dass einige Unternehmen über längere Zeit verdächtiges Hartgeld sammelten und erst im vergangenen Jahr bei der Bundesbank einreichten.

«Insgesamt kann man sagen, dass die Qualität der Fälschungen nicht gestiegen ist», betonte Balz. «Im Gegenteil: Wir haben eine grosse Masse an gefälschten Banknoten von sehr niedriger Qualität.» Beim Grossteil der Fälschungen reiche ein einfacher Blick aus, diese als solche zu erkennen.

Einen grossen Anteil an den Blüten hatten in Deutschland auch im vergangenen Jahr mit 16 Prozent leicht erkennbare Fälschungen, insbesondere von 10- und 20-Euro-Noten mit dem Aufdruck «MovieMoney» oder «Prop copy». Diese Banknoten, die im Internet als Spielgeld oder Filmrequisite angeboten werden, weisen keinerlei Sicherheitsmerkmale auf. Dennoch fallen Menschen immer wieder darauf rein.

So alarmierte der Besitzer eines Lebensmittelgeschäfts in Ludwigshafen erst beim zweiten Versuch eines Mädchens, mit einem gefälschten 20-Euro-Schein zu bezahlen, die Polizei. Bereits einen Tag zuvor hatte sich die Elfjährige in dem Geschäft einen als Filmgeld gekennzeichnet Schein wechseln lassen.

Die Euro-Währungshüter tüfteln bereits an neuen Sicherheitsmerkmalen, um es Kriminellen noch schwerer zu machen, die Banknoten nachzuahmen. Bei der Neugestaltung der Scheine lässt die Europäische Zentralbank (EZB) die Menschen in Europa mitreden: Bei Umfragen im vergangenen Jahr favorisierten die Bürger Themen aus der europäischen Kultur sowie Flüsse und Vögel als Motiv.

Bis die Menschen die neuen Scheine in den Händen halten, werden allerdings noch einige Jahre vergehen. Bis Ende 2024 soll eine Beratergruppe Motive für die ausgewählten Themen vorschlagen. Anschliessend wird ein Designwettbewerb stattfinden. Die Bürger sollen dann erneut nach ihrer Meinung gefragt werden.

Die Entscheidung über die endgültige Gestaltung und den Zeitpunkt der Produktion und Ausgabe der neuen Banknoten wird die EZB voraussichtlich 2026 treffen. Erfahrungsgemäss dauert es dann zwei bis drei Jahre, bis die neuen Scheine in Umlauf kommen.

(SDA)

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