Am Dienstag war es zuerst das deutsche Bundesland Berlin, dass die Corona-Impfungen mit dem Wirkstoff des Herstellers Astrazeneca für Frauen und Männer unter 60 Jahren vorsorglich aussetzte. Das Vorgehen wurde als «Vorsichtsmassnahme» bezeichnet. Nun ziehen die Gesundheitsminister von Bund und Länder in Deutschland nach. An Patienten, die jünger als 60 Jahre sind, soll der Corona-Wirkstoff nicht mehr abgegeben werden.
Unter 60-Jährige sollen sich «nach ärztlichem Ermessen und bei individueller Risikoanalyse nach sorgfältiger Aufklärung» weiterhin damit impfen lassen können, wie es in dem der Deutschen Presse-Agentur vorliegenden Beschluss heisst. Hintergrund sind Fälle von Blutgerinnseln (Thrombosen) in Hirnvenen. Erst Mitte März waren Astrazeneca-Impfungen nach einer einige Tage langen Impfpause und neuen Überprüfungen wieder angelaufen.
«Dieser Schritt ist notwendig»
In Berlin hatten auch die Kliniken Charité und Vivantes bis auf Weiteres die Impfungen mit Verweis auf Fälle von Hirnvenenthrombosen in Deutschland gestoppt. Die Aussetzung der Impfungen gilt bei den Kliniken für Frauen unter 55 Jahren. Das betrifft vor allem die eigene Belegschaft.
«Dieser Schritt ist aus Sicht der Charité notwendig, da in der Zwischenzeit weitere Hirnvenenthrombosen bei Frauen in Deutschland bekannt geworden sind», sagte die Sprecherin der Charité, Manuela Zingl, am Dienstag.
Vivantes habe die Impfungen für Frauen unter 55 ab Dienstag vorsorglich ausgesetzt. Dies betreffe vor allem die eigene Belegschaft, teilte eine Sprecherin mit. Weitere Details sollten am Nachmittag mitgeteilt werden.
Impfstoff ist nach Unterbrechung wieder im Einsatz
Im Bundesland Nordrhein-Westfalen sprachen sich die Leiter von fünf der sechs Uni-Kliniken für einen vorläufigen Stopp von Impfungen jüngerer Frauen mit dem Wirkstoff von Astrazeneca aus. Das Risiko von weiteren Todesfällen sei zu hoch, heisst es in einem gemeinsamen Brief an den Bundes- und den Landesgesundheitsminister, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.
Deutschland und andere Staaten hatten die Impfung mit dem Astrazeneca-Stoff vorletzte Woche vorübergehend ausgesetzt, weil mehrere Fälle mit Thrombosen (Blutgerinnseln) in den Hirnvenen in zeitlichem Zusammenhang zur Impfung gemeldet wurden. Mittlerweile wird der Impfstoff wieder verabreicht. Die Europäische Arzneimittel-Agentur Ema hatte die Sicherheit des Vakzins bekräftigt, auch die Ständige Impfkommission in Deutschland hatte sich für einen weiteren Einsatz den Mittels ausgesprochen. (cat/SDA)