Starke Regenfälle haben im Süden Österreichs in der Nacht zum Freitag Überflutungen sowie Schlamm- und Gerölllawinen ausgelöst. Die Strassenverbindungen zu einigen Ortschaften im Bundesland Kärnten waren unterbrochen. Das teilten örtliche Behörden mit. Viele Menschen müssen auch am Samstag ihre Häuser verlassen. Nun ziehen die Gewitter weiter ins Innere des Landes.
In den nächsten Stunden wird es im Landesinneren ernst. Betroffen von starken Unwettern in Tirol, Salzburg, Steiermark und zum Teil in Nieder- und Oberösterreich. Auch dort, wo das Unwetter bereits vorbeigezogen ist, bleiben schwere Schäden. «So etwas haben wir noch nie erlebt!», sagen Unwetteropfer aus Lavanttal zur Krone-Zeitung. Die Wehren sind überlastet, deshalb habe ich meine Pool-Pumpe umfunktioniert, um das Wasser aus meinem Keller zu bekommen», beschreibt ein Leser, wie er mit der Situation umgeht. «Bei uns hat es die Holzbrücke mit den Eisenstehern direkt vor dem Haus weggerissen. Der ganze Hof ist überflutet. Wir haben unsere Kaninchen zum Glück noch rechtzeitig in Sicherheit gebracht», erzählt ein anderer Betroffener.
Erdrutsch auf der Thierseestrasse
Am Samstagvormittag kam es auf der Thierseestrasse zu einem Erdrutsch – die L37 im Bezirk Kufstein musste gesperrt werden. In Teilen Tirols gibt es Entwarnung. Mittlerweile ist die Strasse wieder frei. Laut «UWZ.at» gilt im Süden des Landes keie Gefahrenstufe mehr.
Am Samstag ist zumindest in Steiermark Besserung in Sicht. Das Wetter gehe vom «Dauerregen zum Schauerregen» über, schreibt die «Tiroler Tageszeitung». 5000 Einsatzkräfte seien im Einsatz.
70 Häuser mussten evakuiert werden
In der Gemeinde Eisenkappel-Vellach appellierte die Bürgermeisterin am Morgen: «Bitte bleiben Sie daheim, es herrscht Lebensgefahr.» Es gebe schwere Schäden an der Infrastruktur und an Gebäuden. In St. Paul im Kärntner Lavanttal wurden die Bürger zudem aufgerufen, nicht in Keller zu gehen, sich in oberen Stockwerken aufzuhalten und Brücken zu meiden. Auch wurden einige Bürgerinnen und Bürger evakuiert, teilt das Rote Kreuz auf Facebook mit. Dabei handelt es sich um 70 Häuser. Die Bewohner wurden aufgefordert, mit den nötigsten Sachen vorübergehend zu Freunden und Verwandten zu gehen. In einer öffentlichen Einrichtung wurde eine Notunterkunft eingerichtet.
Besonders betroffen war unter anderem der Bezirk Völkermarkt im Bundesland Kärnten. Die Behörden riefen dort die Menschen auf, nur unbedingt notwendige Fahrten mit ihren Autos zu erledigen. Angesichts der Wassermassen wurde die Hilfe des Bundesheeres angefordert.
In Teilen der Steiermark und Kärntens wurde nach Angaben von Behörden zudem Zivilschutzalarm ausgerufen. In den Gebieten um Eisenkappel und Klagenfurt waren einige Orte Freitagfrüh von der Umgebung abgeschnitten. Neben der Feuerwehr rückte auch das Bundesheer aus, um Sandsäcke zu füllen.
Knapp 200 Liter pro Quadratmeter
Nach Angaben des Autofahrerclubs ÖAMTC waren zudem zahlreiche Grenzübergänge zwischen Österreich und Slowenien wegen Überflutungen und Schlamm- und Gerölllawinen gesperrt - darunter der Loiblpass, wo in der Nacht auf Freitag knapp 200 Liter Regen pro Quadratmeter niedergingen. Als Ausweichroute stand nur der Karawankentunnel zur Verfügung.
Im Bundesland Burgenland wurden im Bezirk Jennersdorf über Nacht 70 Liter Regen pro Quadratmeter gemessen. Feuerwehren rückten aus, um Wasser abzupumpen und umgestürzte Bäume zu beseitigen. Auch in der Steiermark kam es zu Überflutungen. Laut dem Versorger Energie Steiermark waren am Freitagvormittag rund 4000 Haushalte ohne Strom.
Noch mehr Regen erwartet
Entspannung ist vorerst nicht in Sicht. Österreichs staatliche Wetteranstalt Geosphere Austria warnte davor, dass das Tiefdruckgebiet über Italien in der Nacht und am Samstag weitere grosse Regenmengen bringen werde. «Besonders im Süden Österreichs sind daher weitere Überschwemmungen und Muren zu erwarten, da die Böden durch den Regen der letzten Zeit schon gesättigt sind», sagte Geosphere-Meteorologe Hannes Rieder.
Am Freitagabend sagt ORF-Experte Marcus Wadsak dann in einer Sondersendung: «Es ist von einem Worst-Case-Szenario auszugehen. Es kommt noch ein grosser Schub an Regen. Wir rechnen tatsächlich bis morgen im Süden Österreichs nochmal mit 60 bis 100 Liter Regen pro Quadratmeter». Der Experte zeigt sich hoffnungslos und sagt: «Dafür sind unsere Schutzeinrichtungen nicht ausgelegt. Das ist zu viel.»
Den Grund für die Überschwemmungen sieht Wadsak im Klimawandel. Er erklärt, dass das Mittelmeer wärmer denn je ist und daher mehr Wasser verdunstet. Dies regnet sich anschliessend aus. «Das Meer ist zu warm, weil wir den Klimawandel jetzt haben, er ist angekommen», sagt er abschliessend.
Auch Häuser in Slowenien stehen unter Wasser. In Slowenien sind vier Menschen gestorben.(SDA/mrs)