Nach der Niederlage der pro-armenischen Kräfte gegen Aserbaidschan haben die Behörden in Bergkarabach die Auflösung der Region verkündet. In einem am Donnerstag veröffentlichen Dekret ordnete die Führung der örtlichen Behörden an, zum 1. Januar 2024 «alle staatlichen Institutionen und Organisationen» in der Kaukasusregion aufzulösen. Bergkarabach werde damit «aufhören zu existieren».
Die armenische Regierung hat Aserbaidschan eine «ethnische Säuberung» vorgeworfen und eine Reaktion der internationalen Gemeinschaft gefordert. Der Exodus der Armenier aus Bergkarabach halte an, sagte der armenische Ministerpräsident Nikol Paschinjan (48) am Donnerstag bei einer Kabinettssitzung. «Unsere Analyse zeigt, dass es in den nächsten Tagen keine Armenier mehr in Bergkarabach geben wird.»
65'000 Menschen geflohen
«Dies ist ein Akt der ethnischen Säuberung, vor dem wir die internationale Gemeinschaft gewarnt haben», sagte Paschinjan. «Wenn auf die Verurteilung (durch die internationale Gemeinschaft) keine angemessenen politischen und rechtlichen Entscheidungen folgen, werden diese Verurteilungen zu Akten der Zustimmung zu den Geschehnissen.»
Bergkarabach gehört völkerrechtlich zu Aserbaidschan, im Gebiet leben aber überwiegend Armenier. Aserbaidschan und Armenien kämpfen seit Jahren um die Region. Am 19. September startete Aserbaidschan dort eine grossangelegte Militäroffensive. Bereits einen Tag später mussten sich die pro-armenischen Kämpfer von Bergkarabach geschlagen geben. Zehntausende Menschen flüchteten aus der Region.
Inzwischen seien 65'000 Menschen und damit mehr als die Hälfte der Bevölkerung Bergkarabachs nach Armenien geflohen, teilte die Regierung in Eriwan am Donnerstag mit. (AFP)