Das Votum der Arzneimittelbehörde ist zwar nicht bindend, doch die FDA folgt ihren Experten in den meisten Fällen. Bei Prüfungen in den Jahren 2010 und 2013 war das «Viagra für Frauen» noch durchgefallen. Nun gaben die FDA-Experten nach mehrstündiger Diskussion mit 18 zu sechs Stimmen grünes Licht für die Einführung von Flibanserin.

Mehrere Frauen, die Flibanserin in einer Testphase eingenommen hatten, schilderten bei der Anhörung positive Erfahrungen. «Alles, was ich weiss, ist, dass Flibanserin - jede Nacht eingenommen - für mich und meine Ehe funktioniert hat», sagte die Probandin Amanda Parrish. «Für mich war der Effekt nicht bescheiden, sondern bedeutend.» Das Mittel habe ihre Ehe gerettet.

Ursprünglich ein Antidepressivum

Das Mittel war ursprünglich ein Antidepressivum, das den Spiegel des lusthemmenden Hormons Serotonin absenken soll. Im Gegenzug hebt es die Konzentration des Glückshormons Dopamin und von Noradrenalin im Blut an. Beides kann die weibliche Libido steigern.

Flibanserin war vom deutschen Pharmakonzern Boehringer Ingelheim entwickelt worden, der das Patent nach der ersten gescheiterten Zulassung an die US-Firma Sprout Pharmaceuticals verkaufte. Einige Sachverständige äusserten sich gestern Donnerstag skeptisch über die Wirksamkeit von Flibanserin. Ausserdem warnten sie vor Nebenwirkungen wie Müdigkeit, niedrigem Blutdruck und Schwindelanfällen. Für die Mehrzahl der Experten überwog aber der Nutzen für Frauen, die keine Lust mehr auf Sex verspüren.

Medizinischen Studien zufolge klagen mindestens 40 Prozent der Frauen über mangelnde sexuelle Lust. Pharmahersteller weltweit haben diesen Markt daher schon seit Jahren im Blick, bislang ist aber noch keine Lustpille für Frauen erhältlich. Hersteller Sprout Pharmaceuticals hofft bei einer endgültigen Zulassung durch die FDA auf einen ähnlichen Erfolg wie beim Potenzmittel Viagra für Männer, das 1998 erlaubt wurde und sich zu einem Kassenschlager entwickelt hat. (cat/SDA)