Bauer Trachsel ist voll integriert
Albaner staunen über Schweizer im Kosovo

In der Regel wandern Kosovaren in die Schweiz aus – der Berner Oberländer Kurt Trachsel wählte den umgekehrten Weg. Nun haben ihn zwei albanische TV-Reporter auf seinem Acker besucht und landeten mit ihrem Video einen Hit.
Publiziert: 08.05.2017 um 16:51 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 17:06 Uhr
Interview auf dem Acker im Kosovo: Altin Marku und Besa Drenika (r.) mit Bauer Trachsel.
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Schweizer Kurt Trachsel in Gjilan überglücklich:Er lebt seit 14 Jahren mit Kind und Kegel im Kosovo
Fanol Ajdari, Sascha Schmid

In der Schweiz leben rund 170'000 Kosovo-Albaner, im Kosovo dagegen nur gegen 460 Schweizer. Einer von ihnen ist Kurt Trachsel aus dem Berner Oberland. Der Mann wohnt seit 14 Jahren in Gjilan – dem Geburtsort des Schweizer Natispielers Xherdan Shaqiri. Dort erhielt Trachsel kürzlich Besuch von zwei jungen Journalisten des kosovarischen Senders «RTV 21».

Interview auf dem Acker im Kosovo: Altin Marku und Besa Drenika (r.) mit Bauer Trachsel.

Altin Marku, Luzerner mit albanischen Wurzeln, und seine Kollegin Besa Drenika berichten normalerweise in ihrer Sendung «Fol Shqip Show» (Sprich-Albanisch-Show) über Kosovaren in der Schweiz. Dieses Mal war aber alles anders: Nachdem ein Freund Altin Marku erzählt hatte, dass ein Schweizer im Kosovo lebt, fuhren die beiden mit ihrem BMW nach Gjilan und besuchten Kurt Trachsel.

Applaus für Bauer Trachsel

«Ich bewundere dich sehr, dass du dich für den Kosovo entschieden hast und ich glaube, ein kleiner Applaus für dein Engagement wäre hier angebracht», sagt Marku gleich zu Beginn des Interviews und meint: «Ich bin mir nicht sicher, ob wir jetzt falsch liegen oder du. Wir, weil wir in der Schweiz leben, oder du, weil du in den Kosovo gekommen bist.»

Trachsel antwortet: «Das Leben hier ist nicht schlecht. Die Leute sind sehr gastfreundlich und zuvorkommend. Ich bin seit 14 Jahren hier und hatte bis jetzt noch nie ein Problem mit irgendjemandem.»

Er sei in das Land gekommen, um den Leuten zu helfen. «Ein schwerer Unfall, bei dem ich fast gestorben wäre, hat mir die Augen geöffnet. Ich wollte danach lieber Leuten helfen, als mein gesamtes Geld auf die Seite zu legen», sagt Trachsel.

So baute Trachsel die erste Drogenrehabilitation im Kosovo auf. Zudem berät er Landwirte und packt auch selbst mit an. Mittlerweile spricht er fliessend albanisch und besitzt die kosovarische Staatsbürgerschaft. Seine drei Kinder wachsen alle im Kosovo auf.

«Du siehst sogar aus wie ein Albaner»

Sein Entscheid, im Kosovo zu leben, fanden nicht alle Bekannten gut: «Die einen sind begeistert und die anderen sagen, ich sei bescheuert, dass ich in den Kosovo gegangen bin.» Bereut hat Trachsel den Entscheid nicht. Obwohl es Widrigkeiten wie Korruption und eine andere Arbeitsmoral als in der Schweiz gebe.

Nach dem Gespräch auf dem Acker besuchen die Journalisten Marku und Drenika Kurt Trachsel zu Hause und kommen aus dem Staunen nicht heraus. «Ich werde einfach den Gedanken nicht los, dass wir hier bei Albanern zu Besuch sind», sagt Marku.

«Wir haben uns so gut es geht bemüht, uns hier einzuleben», antwortet Trachsel. «Du siehst sogar aus wie ein Albaner», stellen die Reporter fest. «Ja, in der Schweiz sagen mir das auch viele, dass ich so aussehe, als wäre ich vom Balkan», meint Trachsel.

Grossfamilie: Die Trachsels haben drei Kinder.

Zum Schluss hat Trachsel auch eine Botschaft an die Kosovo-Gemeinde in der Schweiz: «Ich glaube, die Kosovaren, die im Ausland leben, haben ein riesiges Potenzial. Deshalb sollten sie versuchen, in ihrem eigenen Land zu investieren, damit hier Arbeitsplätze geschaffen werden können und eine Zukunft entsteht. Mit ihrem nötigen Know-how glaube ich, dass sich der Kosovo weiterentwickeln kann.»

Bauer Trachsel macht mit seinem Auftritt in der Albaner-Gemeinde Furore. Das Video ist seit gestern online und wurde schon fast 400'000-mal angeschaut und 2500-mal kommentiert. «Wir waren sehr beeindruckt von ihm. Nicht nur, dass er fliessend albanisch spricht, sondern, dass er die Schweiz verlassen hat und in den Kosovo zog», sagt Altin Marku zu BLICK.

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