Abschaffung kommt vors Europäische Parlament
Kampf gegen die Sommerzeit

Diese Woche wird das Europäische Parlament über einen Antrag zur Abschaffung der Sommerzeit abstimmen. Die Debatten dazu verlaufen emotional.
Publiziert: 05.02.2018 um 17:24 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 14:54 Uhr
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Der tschechische Parlamentarier Pavel Svoboda (55) kämpft im Parlament gegen die Sommerzeit.
Foto: Dominique Hommel
Marsel Szopinski

Jedes Jahr drehen wir zweimal an der Uhr – oft begleitet von Misstönen. Die Zeitumstellung führt bei vielen Menschen zum Mini-Jetlag und bringt sie aus dem Gleichgewicht. Jedes Jahr kommen auch Vorschläge zur Abschaffung der Sommerzeit ins Europäischen Parlament.

Jetzt wird es jedoch ernst: Kommenden Donnerstag wird über eine mögliche Abschaffung der Zeitumstellung im Europäischen Parlament in Strassburg debattiert und abgestimmt. Grund: Unzufriedenheit bei der Bevölkerung und negative Auswirkungen auf den menschlichen Körper!

Positive Effekte nicht erwiesen

Der Antrag wurde im Parlament von einer Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, die sich aus 70 Vertretern verschiedener politischer Gruppierungen zusammensetzt, angeführt vom tschechischen Parlamentarier Pavel Svoboda (55).

«Die EU-Richtlinie zur Sommerzeit sollte einst Energie sparen. Neue Untersuchungen des Europäischen Parlaments haben erneut gezeigt, dass dieses Ziel nicht erreicht wurde», schreibt Svoboda in einem Kommentar zu New Europe im Oktober 2017, als die Forderung zunächst von der Europäischen Kommission untersucht wurde.

Menschlicher Körper nicht für die Zeitumstellung geschaffen

Die Zeitumstellung berge echte Risiken für die Menschen in sich. «Insbesondere Frauen und ältere Menschen sind nach einer Zeitumstellung einer erhöhten Gefahr von Herzproblemen ausgesetzt. Bis zu 30 Prozent mehr Verkehrsunfälle werden in der Woche nach dem Uhrwechsel festgestellt», argumentiert Svoboda gegen die Umstellung. «Die jüngsten Nobelpreisträger für Medizin haben bewiesen, dass der menschliche Körper für einen beständigen Biorhythmus geschaffen ist.»

Im Allgemeinen sind Abgeordnete aus südlichen EU-Ländern weniger bereit, den Zeitwechsel abzuschaffen im Vergleich zu den nördlichen Staaten des Kontinents. Deshalb wird in Strassburg nun heiss diskutiert. «Die Debatte zu diesem Thema war emotional», sagte Andrzej Grzyb (61), ein polnischer Europa-Parlamentarier, zum Nachrichtensender TVN24.

Schweiz müsste selbst entscheiden

Im Jahr 1982 bemühte sich erstmals alt Bundesrat Christoph Blocher (77), die Zeitumstellung durch eine Volksinitiative zu Fall zu bringen. Die Initiative stösst immer noch auf Anklang bei SVP-Mitgliedern wie Nationalrätin Yvette Estermann, die weiterhin gegen die Zeitumstellung kämpft. Je nach Ausgang der Abstimmung würde sie grosse, vor allem finanzielle Auswirkungen für Europa haben.

Die Debatte wird in die Schweiz zurückgetragen, falls künftig alle EU-Mitgliedsstaaten die Sommerzeit abschaffen. «In diesem Fall müssten der Bundesrat und das Parlament darüber entscheiden. Es gibt jedoch gute Gründe, weshalb man Zeitdifferenzen zu den Nachbarländern vermeiden sollte», klärt Jürg Niederhauser, Stableiter des Eidgenössischen Instituts für Metrologie. Laufen die Uhren anders, sei eine stabile langfristige Planung – zum Beispiel im Verkehr – schwierig.

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