Jetzt soll auch die Bevölkerung mithelfen, den Erpresser zu finden, der droht, weitere Babynahrung zu vergiften. Es seien bereits etliche konkrete Hinweise eingegangen, erklärte ein Sprecher der Polizei in Konstanz. Allerdings zeichne sich noch keine heisse Spur ab. Einige besorgte Anrufer wollten sich auch nur über den Sachstand informieren.
Ein Unbekannter hat mit der Manipulation weiterer Produkte in deutschen Supermärkten und Drogerien gedroht, um eine zweistellige Millionensumme zu erpressen. Am Donnerstag hatte die Polizei Bilder veröffentlicht, die den dringend Tatverdächtigen zeigen. Die Beamten hoffen, damit eine konkrete Spur zu dem Verdächtigen zu bekommen.
220 Ermittler und internationale Fahndung
«Die Auswertung der Anrufe läuft fortwährend, die Kollegen prüfen Hinweise rund um die Uhr», berichtete der Sprecher. Um den Fall zu klären, wurde die Sonderkommission «Apfel» mit etwa 220 Ermittlern gegründet.
Eine internationale Fahndung nach dem oder den Erpressern, vor allem auch in Österreich und der Schweiz, läuft. Mitte September waren fünf vergiftete Gläschen mit Babynahrung in Friedrichshafen am Bodensee entdeckt worden.
Die Polizei fürchtet weitere Taten. «Wir können nicht ausschliessen, dass der Erpresser über das Wochenende erneut vergiftete Lebensmittel ausbringt», sagte Mediensprecher Jens Purath am Freitagmorgen im ZDF-«Morgenmagazin». Dies sei der Grund gewesen, dass die Polizei das Thema publik gemacht habe. Die Ermittler arbeiteten «nach wie vor auf Hochtouren», versicherte Purath.
Die Polizei geht aktuell davon aus, alle bisher vergifteten Gläser entdeckt zu haben. Das Gift Ethylenglycol sei in die Babynahrung eingerührt worden, hiess es von der Polizei. Beim Verzehr drohten «sehr ernsthafte Gesundheitsgefahren bis hin zum Tod». Die Drohung des unbekannten Erpressers umfasse aber nicht nur Babynahrung. Er habe gedroht, 20 verschiedene Lebensmittel zu vergiften.
Mütter bringen Babynahrung zurück
Die Angst macht sich unter den Leuten breit. Eine Frau aus Konstanz sagt zu «euronews.com»: «Als Konsument hat man da schon Angst. Auf jeden Fall. Gerade, wenns um die Kinder geht.» Eine andere Mutter hat die Babynahrung zurückgegeben und sagt: «Ich bin überzeugt, dass da sicher nichts dabei ist. Aber aus Sicherheitsgründen möchte ich das zurückgeben, weil es mir schon wichtig ist, was ich meinen Kindern gebe.»
Eine junge Mutter aus Friedrichshafen kann beruhigt sein, denn sie stillt noch. Trotzdem ist ihre Sorge riesig um «die Babys, die so klein und hilflos sind».
Nierenversagen muss man schnell behandeln
Auch in der Schweiz machen sich die Eltern Sorgen um ihre Kleinkinder. Bereits sind Anrufe bei der ToxInfoSuisse eingegangen, bestätigt der Direktor, Hugo Kupferschmidt. Er sagt zu BLICK: «Bis jetzt ist kein Fall bekannt. Die Personen rufen an, weil sie sich über das Gift informieren wollen.»
Das Gift Ethylenglycol sei bekannt als Inhalt von Frostschutzmittel. «Ab einer bestimmten Menge führt es zu Nierenversagen. Das kann schnell gehen – innert zwei, drei Tagen tauchen die Symptome auf», sagt Kupferschmidt weiter.
Schmerzen in den Nieren und Müdigkeit seien die typischen Anzeichen. Aber: «Nierenversagen kann man therapieren. Wenn man das nicht macht, kann es zum Tode führen.»
Keine Filiale in der Schweiz betroffen
Wie die Staatsanwaltschaft Ravensburg (D) auf Anfrage sagt, finde ein Austausch mit der Schweizer Polizei, unter anderem der Kantonspolizei Thurgau, statt. «Es gibt jedoch zurzeit keine konkreten Anhaltspunkte, dass Filialen in der Schweiz betroffen sind», sagt Sprecherin Christine Weiss zu BLICK. Einzig die Ankündigung im Schreiben des Erpressers, Niederlassungen im In- und Ausland treffen zu wollen. (SDA/na)