Hinsehen oder Wegsehen? Bei diesem Foto ist beides schier unerträglich. Ein kleiner Junge in rotem T-Shirt und blauer Hose liegt am Strand nahe der Tourismushochburg Bodrum. Das Gesicht im Sand. Aylan K.* ist tot. Er wurde nur drei Jahre alt.
«Ein Foto, um die Welt zum Schweigen zu bringen», schreibt die italienische Zeitung «La Repubblica». «Der Untergang Europas», kommentierte die spanische Zeitung «El Periodico».
Ein Polizist hebt den kleinen Körper hoch, bringt ihn weg. Alleine dieser Anblick ist kaum auszuhalten.
Aylan sass in einem von zwei Flüchtlingsboten, die gestern Morgen auf dem Weg von der türkischen Küste zu einer griechischen Ägäis-Insel sanken. Nur 15 Menschen schafften es an Land. Die türkische Küstenwache barg insgesamt zwölf tote Flüchtlinge aus Syrien. Drei gelten noch als vermisst.
«Was, wenn nicht dieses Bild eines an den Strand gespülten syrischen Kindes, wird die europäische Haltung gegenüber Flüchtlingen ändern?», fragte die britische Zeitung «The Independent» auf ihrer Website.
Unzählige Male wurde das Foto von Aylan inzwischen auf Twitter unter dem türkischen Hashtag #KiyiyaVuranInsanlik geteilt - was so viel heisst wie «Die fortgespülte Menschlichkeit».
Für Aylan gibt es keine Hoffnung mehr. Aber wir alle können dazu beitragen, dass es solche Bilder nicht mehr gibt. (mad/sda)
Spenden für Flüchtlinge an die Glückskette können auf das Postkonto 10-15000-6, Vermerk «Flüchtlinge», über www.glueckskette.ch oder über die Spenden-App «Swiss Solidarity» überwiesen werden.