Die Jury für den Prozess gegen den ehemaligen mexikanischen Drogenboss Joaquín «El Chapo» Guzmán steht. Staatsanwaltschaft und Verteidigung haben am Mittwoch am Gericht in New York sieben Frauen und fünf Männer als Geschworene ausgewählt, berichteten US-Medien.
Unter den Geschworenen sind mindestens drei Migranten, drei sprechen fliessend Spanisch. Alle zwölf hatten bereits vor dem Prozess von El Chapo gehört. Die meisten gaben schon im Vorfeld an, eine Krimiserie über Guzmán oder den kolumbianischen Drogenboss Pablo Escobar gesehen zu haben.
Vier Frauen und zwei Männer dienen als Ersatzjuroren. Aus Sicherheitsgründen sollen die Geschworenen anonym über das Schicksal von Guzmán entscheiden.
Auch Guzmán-Fans unter den Kandidaten
Dutzende potenzieller Juroren waren seit Montag an dem Gericht im New Yorker Stadtteil Brooklyn befragt worden. Mehrere Kandidaten wurden aus Sicherheitsgründen umgehend aussortiert.
Dabei kam es auch zu kuriosen Anhörungen: Einer der Kandidaten soll einen Vollzugsbeamten sogar um ein Autogramm des berüchtigten Drogenbosses gebeten haben. Als der Richter den Mann nach dem Grund fragte, sagte dieser: «Weil ich ein bisschen Fan bin.» Guzmán grinste derweil genüsslich auf der Anklagebank.
Auch ein Michael-Jackson-Doppelgänger wurde von der Staatsanwaltschaft aussortiert.
Für bis zu 3000 Morde verantwortlich
Kommenden Dienstag soll der Prozess mit den Eröffnungsplädoyers losgehen. Die US-Justiz wirft El Chapo unter anderem Drogenhandel, Geldwäsche und das Führen einer kriminellen Organisation – des mexikanischen Drogenkartells Sinaloa – vor. Er soll tonnenweise Kokain und Heroin in die USA geschmuggelt und damit Milliarden verdient haben. Zudem soll der 61-Jährige für bis zu 3000 Morde verantwortlich sein.
Guzmán, der einst als mächtigster Drogenhändler der Welt galt, sitzt seit seiner Auslieferung an die USA im Januar 2017 in einem Hochsicherheitsgefängnis in New York. Ihm droht lebenslange Haft. Die Todesstrafe ist nach einer Einigung zwischen Mexiko und den USA ausgeschlossen. Das Verfahren wird nach Einschätzung von Richter Brian Cogan mehrere Monate dauern. (SDA/nbb)