Autobomben, Selbstmordattentäter
IS greift irakische Ölstadt Kirkuk an

Nachdem der IS aus der Grenzstadt Kobane in Syrien vertrieben worden ist, nimmt er sie sich nun neue Ziele vor. Im Visier der Milizionäre steht derzeit die Ölstadt Kirkuk im Norden Iraks.
Publiziert: 30.01.2015 um 15:36 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 04:25 Uhr
In Kirkuk wurde eine Autobombe gezündet.
Foto: Reuters

Mit Autobomben und Selbstmordattentätern hat die Extremistenmiliz Islamischer Staat (IS) einen Grossangriff auf die Ölstadt Kirkuk im Nordirak gestartet. Sie stiess auf massive Gegenwehr kurdischer Soldaten und Hunderter Bürger.

Nach Angaben aus kurdischen Peschmergakreisen wurden bei dem Grossangriff ein Brigadegeneral der Peschmerga sowie fünf weitere Soldaten getötet. Mindestens 40 kurdische Kämpfer seien verletzt worden.

Ein Korrespondent des Nachrichtenportals «Rudaw» berichtete ebenfalls von der Attacke im Morgengrauen, bei der auch mindestens drei IS-Milizionäre getötet worden seien.

Zentrum der Erdöl-Industrie

Kirkuk, das etwa eine Million überwiegend kurdische Einwohner zählt, ist ein Zentrum der irakischen Erdöl-Industrie. Seit sich die irakische Armee im vergangenen Jahr angesichts der Angriffe des IS zurückgezogen hat, verteidigen kurdische Peschmerga-Einheiten die Stadt.

Die Dschihadisten hatten die Attacken laut kurdischen Medien bei dichtem Nebel an drei Fronten vor allem im Süden Kirkuks gestartet mit dem Ziel, die Stadt zu erobern. Im Zentrum sei zugleich eine Autobombe vor einem Hotel detoniert. Kurz darauf hätten IS-Kämpfer dort das Feuer auf Zivilisten eröffnet.

Ein Korrespondent der Nachrichtenagentur «Basnews» sagte, dass Hunderte kurdische Bewohner Kirkuks sich nach Beginn der Angriffbewaffnet hätten und den Peschmergasoldaten an den Fronten zu Hilfe geeilt seien. Zugleich sei eine Ausgangssperre verhängt worden.

Kämpfe dauern an

Die Kämpfe dauerten heute Mittag zwar an, die Lage sei aber «unter Kontrolle», hiess es vonseiten der Peschmerga. Inzwischen hätten kurdische Soldaten mit Hilfe neuer Luftschläge der US-geführten internationalen Koalition die sunnitischen Extremisten zurückgedrängt.

Ein Offizier der Peschmerga sagte der Nachrichtenagentur Reuters, der Distrikt Mariam Bek sei im Verlauf der Kämpfe zurückerobert worden. In den drei übrigen hielten die Gefechte an.

Doppelanschlag in Bagdad

Am Freitag kam es auch in anderen Teilen des Iraks zu neuer Gewalt. In der irakischen Hauptstadt Bagdad starben bei einem Doppelanschlag nach Angaben aus Sicherheitskreisen mindestens 18 Menschen. Medien berichteten gar von mehr als 44 Todesopfern.

Die Sprengsätze seien auf einem zentralen Markt, auf dem auch gebrauchte Militäruniformen verkauft werden, explodiert, berichtete das Nachrichtenportal «Sumaria News». Mindestens 70 Menschen wurden verletzt. Unter den Opfern seien auch Sicherheitskräfte. Zu der Tat bekannte sich zunächst niemand.

In der den Schiiten heiligen Stadt Samarra wurden bei einem Angriff von Selbstmordattentätern drei Mitglieder der Sicherheitskräfte getötet, wie die Polizei mitteilte. Ein weiterer Selbstmordanschlag sei nach Kämpfen mit der sunnitischen IS-Milizionären vereitelt worden.

Weite Teile unter Kontrolle des IS

Im Irak sowie in Syrien hat die IS-Miliz grosse Landstriche unter ihrer Kontrolle. Die im syrischen Bürgerkrieg erstarkten Extremisten hatten sich im vergangenen Jahr den jahrelangen Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten im Irak zunutze gemacht, die Millionenstadt Mossul erobert und waren weiter in Richtung Bagdad vormarschiert.

Angriffe des IS auf Kirkuk sind aber vergleichsweise selten. Die Kämpfe im irakischen Kurdengebiet finden eher weiter im Süden und Westen statt.  (bau/SDA)

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