Der mit 25'000 Euro dotierte Preis wurde der 71-jährigen Schweizerin am Freitag im Landtag des westdeutschen Bundeslandes Hessen in Wiesbaden verliehen.
Carla del Ponte sei eine «Pionierin» im Kampf gegen die destabilisierende «Kultur der Straflosigkeit», sagte Laudatorin Angelika Nussberger, Vizepräsidentin des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte, bei der Verleihung. «Ihr ging es nicht so sehr um die kleinen Mitläufer, sondern um diejenigen, die an den Hebeln der Maschinerie des Bösen sassen.»
Del Ponte ging in ihrer Dankesrede hart mit der Untätigkeit der internationalen Staatengemeinschaft im seit Jahren andauernden Syrien-Konflikt ins Gericht. Die Justiz könne nur dort etwas ausrichten, «wo der politische Wille existiert». Die Uno müsse dringend reformiert werden. Geschehe das nicht, sei Frieden auf der Welt «nicht einmal mehr am Horizont» zu erkennen.
Die Juristin war im vergangenen Jahr als Sonderermittlerin einer Untersuchungskommission des Uno-Menschenrechtsrat zu Kriegsverbrechen in Syrien zurückgetreten. Sie protestierte damit gegen fehlende Unterstützung durch die Politik.
Weltweit bekannt wurde die frühere Schweizer Bundesanwältin als Chefanklägerin der von der Uno eingerichteten Internationalen Strafgerichtshöfe für Ex-Jugoslawien und Ruanda. Diese waren Meilensteine bei der Ahndung schwerer Menschenrechtsverletzungen in den Konflikten der 90er Jahre. Ziel der Arbeit war auch, ranghohe Funktionsträger und Hintermänner vor Gericht zu stellen.
Verliehen wird der hessische Friedenspreis seit 1994 von der Albert-Osswald-Stiftung. Die Auswahl trifft ein Kuratorium, das sich unter anderen aus dem Präsidium des Landtags und der Spitze der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung zusammensetzt. Im vergangenen Jahr ging die Auszeichnung an die EU-Aussenbeauftragte Federica Mogherini aus Italien.