Obwohl Ureinwohner unter den 10- bis 17-Jährigen nur 5 Prozent ausmachen würden, stellten sie 59 Prozent der Häftlinge in dieser Altersgruppe. Laut Amnesty hat sich diese Situation in den vergangenen Jahren noch verschlimmert, wie die Organisation in ihrem am Dienstag veröffentlichten Bericht «A Brighter Tomorrow» (Ein helleres Morgen) festhielt.
So sei die Wahrscheinlichkeit, als Ureinwohner inhaftiert zu werden, im Jahr 2011 21 Mal höher gewesen als für den Rest der Bevölkerung, sagte Amnesty-Generalsekretär Salil Shetty bei einer Medienkonferenz in Canberra. Heute sei die Wahrscheinlichkeit 26 Mal höher als für die übrigen Jugendlichen Australiens.
Shetty kritisierte, dass die Justizbehörden keine Akten zur Inhaftierung junger Aborigines führten. Der Bericht empfahl eine Reform der Gesetze, um sicherzustellen, dass Kinder und Jugendliche in Erwartung eines Prozesses nur in Extremfällen inhaftiert werden und bessere Rechtshilfe erhalten.
Allgemein sollte die Inhaftierung von Kindern und Jugendlichen unter 17 Jahren nur die letzte Option sein. Shetty warnte, dass Kinder, die einmal im Gefängnis waren, oft den Rest ihres Lebens Probleme mit dem Gesetz hätten.
«Australien hat eine lange und tragische Geschichte, Ureinwohnerkinder aus ihren Familien und Gemeinden zu entfernen», sagte der Amnesty-Generalsekretär. «Wir werden eine weitere verlorene Generation wegen der verfehlten Regierungspolitik haben, wenn die australische Regierung nicht schnell klüger damit umgeht.»
Aborigines leben seit mindestens 40'000 Jahren in Australien. Zu Beginn der britischen Besiedlung 1788 lebten Schätzungen zufolge etwa eine Million Ureinwohner in Australien. Heute dagegen sind es nur noch 470'000 bei einer Gesamtbevölkerung von 23 Millionen.
Aborigines sind die ärmste Bevölkerungsgruppe in Australien. Ihre Lebenserwartung ist geringer, ihre Arbeitslosigkeit höher als in der Gesamtbevölkerung und ihr Anteil unter den Häftlingen ist überproportional gross. Aktivisten und beklagen seit langem anhaltende Diskriminierung der Aborigines.