Aussenminister nennt es «Hassverbrechen»
Aufgehängte Erdogan-Puppe sorgt in Schweden für dicke Luft

In Stockholm haben die Kurden eine Puppe von Erdogan an den Füssen aufgehängt. Ankara hat den schwedischen Botschafter einbestellt
Publiziert: 13.01.2023 um 17:30 Uhr
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Aktualisiert: 14.01.2023 um 15:40 Uhr
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Diese Erdogan-Puppe sorgt in Schweden für Stunk.
Foto: Twitter / @nexta_tv

Eine Protestaktion mit einer an den Füssen aufgehängten Erdogan-Puppe im Stockholmer Zentrum hat neuen Zwist zwischen der Türkei und Schweden verursacht. Die türkische Regierung bestellte als Reaktion darauf den schwedischen Botschafter ein und strich einen geplanten Besuch des schwedischen Parlamentspräsidenten Andreas Norlén in Ankara. Schwedens Weg in die Nato, den die Türkei seit Monaten blockiert, ist damit um eine Hürde reicher geworden.

Als Reaktion auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine hatte Schweden im Mai 2022 gemeinsam mit Finnland die Aufnahme in die Nato beantragt. Der Prozess hängt derzeit nach wie vor wegen einer Blockade der Türkei fest. Ankara wirft besonders Schweden unter anderem vor, nicht entschieden genug gegen Personen und Gruppierungen vorzugehen, die Ankara «terroristisch» nennt. Gleiche Vorwürfe macht Ankara aber auch immer wieder etwa Deutschland oder Frankreich, beides Nato-Partner.

Puppe soll Nähe zu Mussolini-Leiche simulieren

«Die PKK und YPG legen Schweden Minen auf den Weg zur Nato-Mitgliedschaft. Es liegt nun an Schweden, ob es diese Minen räumt oder wissentlich darauf tritt», sagte der türkische Aussenminister Mevlüt Cavusoglu am Donnerstagabend zu der umstrittenen Aktion in Stockholm. Damit machte er Anhänger der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK und der syrischen Kurdenmiliz YPG, die Ankara als Ableger der PKK betrachtet, für den Vorfall verantwortlich und nannte ihn am Freitag «rassistisch» und ein «Hassverbrechen».

Am Samstag warnte der Sprecher des türkischen Präsidenten vor einer Wiederholung ähnlicher Protestaktionen. Sollte es erneut zu solchen Vorfällen kommen, werde das den Prozess um den Nato-Beitritt Schwedens «verlangsamen», sagte Ibrahim Kalin, Sprecher von Präsident Recep Tayyip Erdogan, am Samstag in Istanbul vor Journalisten. Die Protestaktion schade zudem dem Bild Schwedens in der Öffentlichkeit. Kalin betonte aber auch mit Blick auf den Nato-Beitritt Schwedens: «Wir glauben an diesen Prozess und wollen Fortschritte machen.»

Die Protestaktion hatte sich in Blicknähe des Stockholmer Rathauses zugetragen. Fotos in den sozialen Medien zeigten, dass dort eine dem Präsidenten Recep Tayyip Erdogan (68) ähnelnde Puppe an den Füssen aufgehängt wurde. Dahinter steckten offenbar Aktivisten einer schwedischen Organisation, die sich selbst als «ein Netzwerk für Solidarität und Austausch mit der revolutionären Bewegung in ganz Kurdistan» bezeichnet. Sie wollten Erdogan damit in die Nähe des faschistischen italienischen Diktators Benito Mussolini stellen, dessen Leiche 1945 kopfüber in Mailand aufgehängt worden war. (SDA/chs)

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