In Thailand herrscht explosive Stimmung. Nach erneuten Demonstrationen hat die Regierung den Ausnahmezustand verhängt. Das bedeutet: Versammlungen von mehr als vier Personen in der Hauptstadt Bangkok sowie die Veröffentlichung von Botschaften im Internet, «welche die nationale Sicherheit beeinträchtigen können», sind verboten. Auch dürfen die Behörden Handys, Waffen und Daten beschlagnahmen.
In Thailand fordert eine pro-demokratische Protestbewegung den Rücktritt der Regierung unter Ministerpräsident Prayut Chan-o-cha (66) und eine offene Debatte über die Monarchie. König Maha Vajiralongkorn (68) lebt meistens in einer Villa am Starnberger See im deutschen Bundesland Bayern und leistet sich da auf Kosten seiner Steuerzahler ein ausschweifendes Leben. Auch in die Schweiz jettet er oft, er wurde unter anderem schon auf einer Velotour bei Luzern gesehen.
Vor allem fordern die jungen Thailänder die Abschaffung der drakonischen Strafen bei Kritik am Königshaus. Wer die Monarchie beleidigt, muss mit bis 15 Jahren Haft rechnen. Inspiriert wurden die jungen Demonstranten von der Hongkonger Demokratiebewegung.
Drei Finger gegen den König
Am Mittwoch versammelten sich Tausende Demonstranten beim Demokratie-Denkmal in Bangkok. Als die Wagenkolonne mit König Maha Vajiralongkorn und seiner Familie vorbeifuhr und Königin Suthida (42) aus dem Fenster der Limousine blickte, streckten ihr die Demonstranten drei Finger entgegen. Sie sind ein Zeichen aus der Filmreihe «Die Tribute von Panem» und Ausdruck des demokratischen Protests.
Ein weiteres Zeichen des Protests ist das Salutieren. Die Demonstranten parodieren damit ihren König, der einst bauchfrei und mit tätowierten Oberarmen auf dem Flughafen München den Salut der Crew der Royal Thai Airways entgegennahm.
Solche offenen Kundgebungen waren im strengen Thailand bisher tabu. Erst noch wurden Studenten verhaftet, weil sie die drei Finger erhoben.
Am Dienstag hatte es landesweit Gedenkfeiern für den vor vier Jahren gestorbenen König Bhumibol (1927–2016) gegeben. Der beliebte Monarch wurde – anders als sein Sohn – noch fast gottgleich verehrt.
Studentin treibende Kraft
Eine der treibenden Kräfte der Proteste ist die 22-jährige Studentin Panusaya Sithijirawattanakul. In einem Interview mit der ARD-«Tagesschau» sagt sie: «Im Gegensatz zu seinem Vater ist der jetzige König sehr unbeliebt. Und jetzt haben wir das Internet, wo man alle Informationen über sein bizarres Leben in Deutschland finden kann.» Je mehr Leute darüber sprächen, desto geringer werde die Angst vor Konsequenzen.
Panusaya Sithijirawattanakul: «Wir wollen die Monarchie nicht abschaffen, sie soll aber so werden wie in Grossbritannien, wo man offen über die königliche Familie sprechen kann.» (gf)