Ausgerechnet am Jahrestag der beiden verheerenden Erdbeben von 1985 und 2017 hat ein Erdstoss der Stärke 7,7 den Westen Mexikos erschüttert. Dies teilte das mexikanische Seismologische Institut am Montag mit. Die US-Behörde USGS sprach zuerst von einem Erdbeben der Stärke 7,6. Das Zentrum des Bebens lag 59 Kilometer südlich von Coalcoman im Bundesstaat Michoacán an der Pazifikküste.
Ein Mensch kam durch herabstürzende Teile in der Hafenstadt Manzanillo im Bundesstaat Colima ums Leben, wie Mexikos Regierung am Montag (Ortszeit) mitteilte. Eine weitere Person wurde demnach in einem Krankenhaus in Michoacán durch Glas verletzt. Millionen Menschen in dem 126 Millionen Einwohner-Land spürten das Beben. Viele versammelten sich unter freiem Himmel.
Auch in der Hauptstadt Mexiko-Stadt waren die Erschütterungen zu spüren. «Wir hoffen von ganzem Herzen, dass nichts Schlimmes passiert ist», erklärte Präsident Andrés Manuel López Obrador auf Twitter. Die Bürgermeisterin von Mexiko-Stadt, Claudia Sheinbaum, erklärte, bislang seien keine Schäden gemeldet worden.
«Wir dachten, das kann nicht wahr sein!»
In der mexikanischen Hauptstadt war eine halbe Stunde vor dem Beben gerade erst eine Erdbeben-Übung beendet worden. Die Bewohner verliessen umgehend wieder ihre Häuser.
«Wir dachten, das kann nicht wahr sein! Aber doch. Es ist beeindruckend, dass heute wieder einmal die Erde so stark bebt», sagte die 37-jährige Karina Suárez im Zentrum der Hauptstadt.
Der 19. September ist in Mexiko ein trauriges Datum. An diesem Tag vor 37 Jahren – also am 19. September 1985 – wurden bei einem Beben der Stärke 8,1 in Mexiko-Stadt mehr als 10'000 Menschen getötet und Hunderte von Gebäude zerstört. Am 19. September 2017 starben bei einem Beben der Stärke 7,1 rund 370 Menschen, die meisten in der Hauptstadt.
Spital bei Erdbeben schwer beschädigt
In den auf das Beben von Montag folgenden Stunden gab es mehr als 200 Nachbeben, das schwerste mit einer Stärke von 5,3. Die US-Wetterbehörde NOAA sprach eine Tsunami-Warnung aus. Laut dem US-Erdbebendienst trafen rund drei Meter hohe Wellen auf Land. Auch der mexikanische Zivilschutz warnte vor einem Tsunami, relativierte jedoch, dass ein signifikanter Anstieg des Meeresspiegels nicht erwartet werde.
Es kam zu Schäden an Häusern und zu einigen Stromausfällen. Ingenieure und technische Teams in den am meisten betroffenen Gegenden, den Bundesstaaten Colima und Michoacán, prüften den genauen Zustand von Gebäuden und Infrastruktur-Einrichtungen, hiess es von Seiten der mexikanischen Regierung. Nach Angaben der Bürgermeisterin von Mexiko-Stadt, Claudia Sheinbaum, wurden dort zunächst keine schweren Schäden gemeldet.
Medien wie der Sender Televisa und die Zeitung «El Universal» berichteten von Schäden anderswo. Ein Spital in der Gemeinde Maruata in Michoacán wurde schwer beschädigt und Patienten in Sicherheit gebracht. Der Schulunterricht wurde am Nachmittag vorerst in mehreren Staaten ausgesetzt.
Die ganze Westküste Süd-, Mittel- und Nordamerikas liegt am Pazifischen Feuerring. Das ist die geologisch aktivste Region der Welt. Dort ereignen sich 90 Prozent aller Erdbeben weltweit. «Das Zusammentreffen der Erdbeben des 19. September verdient es, neue wissenschaftliche Forschungslinien zu öffnen», hiess es in einem Tweet der Nationalen Autonomen Universität von Mexiko. Dies müsse mit Ernsthaftigkeit und Methodologie gemacht werden. (SDA/bö)