Truppen aus Senegal marschieren ein
Der Machtkampf in Gambia tobt

Der Machtkampf im westafrikanischen Gambia hat zu einer internationalen Militärintervention geführt. Senegalesische Truppen überschritten am Donnerstag die Grenze zu Gambia, um den abgewählten Präsidenten Yahya Jammeh zur Machtübergabe an Adama Barrow zu bewegen.
Publiziert: 19.01.2017 um 20:05 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 20:40 Uhr
Unterstützer des gewählten Präsidenten Adama Barrow feiern heute vor der gambischen Botschaft in Dakar, Senegal.
Foto: REUTERS

Parallel zum Einmarsch Senegals hatte der UNO-Sicherheitsrat einstimmig grünes Licht für ein Eingreifen der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (Ecowas) gegeben. UNO-Generalsekretär António Guterres rief nach Angaben seines Sprechers am Abend den Wahlsieger Barrow an, um ihm die Unterstützung der UNO zuzusichern.

An der Grenze Gambias, dessen Staatsgebiet bis auf die Küste komplett von Senegal umschlossen wird, hielten sich auch Soldaten aus Nigeria und Ghana für einen Einmarsch bereit. Die nigerianische Luftwaffe liess Kampfflugzeuge über Gambia kreisen.

Grenze an mehreren Stellen überschritten

Die senegalesischen Truppen hätten die Grenze an mehreren Stellen passiert, sagte Armeesprecher Abdoul Ndiaye am Abend in Dakar. Ein Korrespondent der Nachrichtenagentur AFP an der gambischen Südgrenze berichtete, dass aus grenznahen Dörfern Kampflärm zu hören gewesen sei.

Wenige Stunden vor dem Einmarsch der Senegalesen hatte Wahlsieger Barrow in der gambischen Botschaft in Senegals Hauptstadt Dakar seinen Amtseid als Präsident abgelegt. Er forderte die Streitkräfte seines Landes zur unbedingten «Loyalität» ihm gegenüber als neuem Oberbefehlshaber der Streitkräfte auf.

Gambias Armeechef Badjie folgte dieser Aufforderung offenbar. Er schloss sich in Banjul einer Kundgebung von Barrows Anhängern an, die den Einmarsch der Senegalesen feierten. Zuvor hatte Badjie angekündigt, seine Armee werde sich den afrikanischen Eingreiftruppen nicht entgegenstellen.

Niederlage zunächst eingestanden

Der mit harter Hand regierende Jammeh hatte seine Niederlage bei der Präsidentschaftswahl Anfang Dezember zunächst eingestanden. Eine Woche später verlangte er aber plötzlich eine Wiederholung und reichte beim Obersten Gericht eine Klage gegen das Ergebnis ein. Seitdem weigert er sich, seinen Posten zu räumen.

Nichtregierungsorganisationen werfen Jammehs Regierung schwere Menschenrechtsverletzungen vor, darunter willkürliche Inhaftierungen und die Einschüchterung von Journalisten.

Der mauretanische Präsident Ould Abdel Aziz hatte am Mittwoch einen letzten Vermittlungsversuch unternommen. Er traf sich in Gambias Hauptstadt mit Jammeh und sprach in Dakar mit Barrow und dem senegalesischen Staatschef Macky Sall. Einen Durchbruch konnte Aziz nicht verkünden, er wollte seine Bemühungen aber fortsetzen, wie aus seinem Umfeld verlautete.

Seit 1994 an der Macht

Jammeh regiert Gambia seit 22 Jahren autokratisch. Der 51-Jährige hatte sich 1994 an die Macht geputscht und wurde seitdem stets wiedergewählt. Die frühere britische Kolonie Gambia gehört einem UNO-Index zufolge zu den 20 ärmsten Ländern der Welt. Neben der Landwirtschaft ist in dem Staat mit etwa zwei Millionen Einwohnern der Tourismus einer der wichtigsten Wirtschaftszweige.

Europäische Reiseveranstalter begannen allerdings am Mittwoch, Feriengäste in ihre Heimatländer zurückzubringen.

Das Aussendepartement in Bern rät von Reisen nach Gambia ab. Eine militärische Intervention der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft und somit ein bewaffneter Konflikt könnten nicht ausgeschlossen werden, heisst es auf der Website des Eidg. Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA). Bei Unruhen könne zudem nicht ausgeschlossen werden, dass Flüge vorübergehend. (SDA)

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