Aus Protest gegen ihre Behandlung
Wikileaks-Informantin Manning tritt in den Hungerstreik

Weil ihr Gefängnis und Militär jegliche Hilfe verweigern, will die verurteilte Wikileaks-Informantin Chelsea Manning keine Nahrung mehr aufnehmen – wenn es sein muss, bis zum Tod.
Publiziert: 10.09.2016 um 08:00 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 15:04 Uhr
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Wikileaks-Informantin: Chelsea Manning (Archiv).
Foto: KEYSTONE/AP U.S. Army/UNCREDITED

Die inhaftierte Wikileaks-Informantin Chelsea Manning ist einen Hungerstreik getreten. Sie demonstriere damit gegen die Weigerung der US-Armee, ihr im Zuge ihrer Geschlechtsumwandlung Hilfe zukommen zu lassen, erklärten ihre Sprecher.

Manning wolle notfalls so lange die Nahrung verweigern, bis sie sich nicht mehr regen könne oder sogar sterbe.

Die als Mann unter dem Namen Bradley Manning bekannt gewordene Informantin hatte während ihrer Stationierung im Irak hunderttausende Armeedokumente sowie Depeschen der US-Diplomatie von Militärrechnern heruntergeladen und der Internet-Enthüllungsplattform Wikileaks zugespielt. Nach eigenen Angaben wollte Manning eine öffentliche Debatte über die Kriege in Afghanistan und im Irak anstossen.

Im Mai 2010 wurde der damalige Obergefreite auf einem Stützpunkt nahe Bagdad festgenommen, im August 2013 wurde Manning zu 35 Jahren Haft verurteilt. Sie sitzt im Männer-Militärgefängnis Fort Leavenworth im US-Bundesstaat Kansas in Haft und beging dort Berichten zufolge im Juli einen Suizidversuch.

«Ich brauche Hilfe!»

«Ich brauche Hilfe», schrieb Manning nun in der Ankündigung ihres Hungerstreiks. «Ich habe seit sechs Jahren und in fünf unterschiedlichen Haftanstalten immer wieder um Hilfe gebeten. Meine Bitte wurde vom Gefängnis, vom Militär und dieser Administration ignoriert, aufgeschoben, lächerlich gemacht, mit Kleinigkeiten und Lippenbekenntnissen abgespeist.»

Manning hatte nach ihrer Verurteilung angekündigt, sich ab sofort Chelsea zu nennen und als Frau leben zu wollen. Sie erhielt die Erlaubnis, ihren Namen offiziell zu ändern und sich einer Hormontherapie zur Geschlechtsumwandlung zu unterziehen.

In Fort Leavenworth muss sie gemäss der für die männlichen Häftlinge geltenden Bestimmungen aber weiterhin ihre Haare kurz tragen. Darüber führt sie einen Rechtsstreit mit der Regierung.

Im Juni hatte das US-Verteidigungsministeriums erklärt, dass es Menschen, die offen Transgender seien, zum Militärdienst zulasse und damit zusammenhängende medizinische Behandlungskosten übernehme. Dies beinhalte auch Operationen für eine Geschlechtsumwandlung, wenn diese als «medizinisch notwendig» eingestuft würden. Es ist allerdings unklar, ob diese Zusage auch für Häftlinge in Militärgefängnissen gilt. (bau/SDA)

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