Aung San Suu Kyi
Friedensengel von Myanmar regiert ohne Gnade

Jahrelang stand Aung San Suu Kyi für Frieden in ihrem heimischen Myanmar ein. Weil sie nun eine Minderheit bekämpft, soll ihr der Friedensnobelpreis aberkannt werden.
Publiziert: 09.09.2017 um 13:48 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 20:21 Uhr
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Weil ihre Söhne den britischen Pass haben, konnte sie nicht offiziell Ministerpräsidentin werden, regiert aber de facto das Land: Aung San Suu Kyi.
Foto: AP
Guido Felder

Aung San Suu Kyi (72) kämpfte im Militärstaat Myanmar jahrelang unermüdlich für Frieden, Freiheit und gewaltlose Demokratisierung. Dafür lebte sie 15 Jahre lang unter Hausarrest. Dieser selbstlose Einsatz wurde 1991 mit dem Friedensnobelpreis honoriert. 2015 erlangte sie mit ihrer Partei die Mehrheit im Parlament, wurde Aussenministerin und amtet de facto als Regierungschefin.

An der Spitze angelangt, scheint sie ihren Friedenskampf aber vergessen zu haben. Mit aller Brutalität geht die Regierung nämlich gegen die muslimische Minderheit im Land, die rund eine Million Rohingya, vor. Diese werden nicht als Bürger anerkannt und erhalten daher nicht mal die Grundrechte. 

Im Oktober vergangenen Jahres eskalierte die Situation zum letzten Mal. Dabei überfielen Hunderte Rohingya drei Polizeistationen. Bewaffnet mit Messern, Schleudern und Gewehren, töteten sie drei Polizisten. 

Minen gegen Rückkehrer

Die Armee antwortete mit einem schonungslosen Gegenschlag. Über Monate hinweg brannte sie Häuser nieder, tötete Männer und misshandelte Frauen. Internationale Beobachter vor Ort sprechen von einer gezielten Politik der Vertreibung und Vernichtung der muslimischen Minderheit.

Nach UNO-Angaben sind innerhalb von zwölf Tagen nahezu 150'000 Rohingya ins benachbarte Bangladesch geflohen. Nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters will Myanmar offenbar mit der Verminung der Landgrenze zu Bangladesch verhindern, dass die mittlerweile 233'000 geflohenen Angehörigen der Minderheit zurückkehren können.

Kritik von Preisträger-Kollegin

Lange schaute die Friedensnobelpreisträgerin einfach zu und schwieg. Nun erklärt sie über Facebook, die Kritik an ihrem Land basiere auf «Fehlinformationen». Das Ausland diene mit seiner Unterstützung der Rohingya den «Interessen von Terroristen».

Doch die Kritik wächst. Die pakistanische Friedensnobelpreisträgerin Malala Yousafzai (20) sagte: «Über die letzten paar Jahre habe ich diese tragische und beschämende Behandlung mehrfach verurteilt. Ich warte immer noch darauf, dass meine Nobelpreisträger-Kollegin das Gleiche tut.»

Inzwischen kursiert im Netz eine Onlinepetition, die zum Ziel hat, Aung San Suu Kyi den Friedensnobelpreis abzuerkennen.

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