Nach dem Bombenanschlag auf eine Hochzeitsfeier in der südosttürkischen Stadt Gaziantep mit mindestens 51 Toten hat die Suche nach den Hintermännern begonnen.
Für die Tat sei wahrscheinlich die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) verantwortlich, sagte Präsident Recep Tayyip Erdogan. Ein Kind, zwischen 12 und 14 Jahre alt, soll einen Selbstmordanschlag verübt haben, so Erdogan weiter.
Die Provinz Gaziantep grenzt an das Bürgerkriegsland Syrien. Auf der syrischen Seite kontrolliert der IS ein grosses zusammenhängendes Gebiet.
Die türkische Regierung hatte den IS in der Vergangenheit für zahlreiche Anschläge im Land verantwortlich gemacht. Die Terrormiliz bekannte sich bislang noch zu keinem der ihr zugeschriebenen Anschläge in der Türkei.
Kurdische Hochzeit als Ziel
Der stellvertretende türkische Ministerpräsident Mehmet Simsek sprach von einem mutmasslichen Selbstmordattentat. Nach Angaben von CNN Türk wurden 50 Menschen getötet und mehr als 90 verletzt, 17 davon schwer.
Der Sprengsatz explodierte demnach am Samstagabend inmitten einer Hochzeitsgesellschaft, die auf offener Strasse im Beybahce-Viertel von Gaziantep feierte. Nach Angaben der pro-kurdischen Oppositionspartei HDP handelte es sich um eine kurdische Hochzeit. Unter den Todesopfern seien mehrere Kinder.
Das Brautpaar stammte nach Informationen der Nachrichtenagentur Dogan aus der Region Siirt weiter östlich. Die Tageszeitung «Hürriyet» berichtete, die Brautleute seien verletzt und ins Krankenhaus gebracht worden, sie seien nicht in Lebensgefahr.
Volk gegeneinander aufbringen
In dem Stadtviertel leben nach Medienberichten vor allem Kurden. Kurz nach dem Anschlag verhängte die Rundfunkbehörde eine Nachrichtensperre, die aber nicht für öffentliche Stellungnahmen gilt.
Erdogan verurteilte den «Terroranschlag» laut einer von Anadolu verbreiteten Stellungnahme und versprach Aufklärung. Die Täter versuchten das Volk gegeneinander aufzubringen, indem sie «ethnische und religiöse Empfindlichkeiten» für ihre Zwecke nutzten.
Damit hätten sie keinen Erfolg. Er machte dabei keinen Unterschied zwischen der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK, der Bewegung des islamischen Predigers Fethullah Gülen und dem IS, dem «mutmasslichen Urheber».
Land nicht ethnisch teilen
Die HDP teilte in einer Stellungnahme weiter mit: «Wir verurteilen und verdammen diejenigen, die diese Attacke verübt haben, und die Kräfte und Ideologien hinter ihrem Handeln.»
Sowohl der IS als auch die kurdischen Volksschutzeinheiten (YPG) kontrollieren grosse Gebiete in Nordsyrien an der Grenze zur Türkei. Die YPG, die ein wichtiger Partner des Westens im Kampf gegen den IS ist, war in den letzten Wochen weiter vorgerückt. IS-Kämpfer mussten sich in das syrisch-türkische Grenzgebiet zurückziehen.
Die YPG ist der syrische Ableger der PKK, die in der Südosttürkei operiert. Die Türkei betrachtet sowohl die PKK als auch den IS als Terrororganisation. Ein weiteres Vorrücken der YPG ist der Türkei ein Dorn im Auge. Dadurch könnten Unabhängigkeitsbestrebungen der Kurden im eigenen Land befeuert werden, so die Befürchtung Ankaras.
Ministerpräsident Binali Yildirim hatte am Samstag angekündigt, die Türkei werde in den nächsten Monaten eine «aktivere» Rolle in Syrien spielen. Das Land dürfe nicht entlang ethnischer Linien geteilt werden.
Grundsätzlich müsse mit dem syrischen Machthaber Baschar al-Assad gesprochen werden, da er einer der Akteure sei. Eine dauerhafte Lösung mit ihm an der Spitze Syriens schloss Yildirim jedoch aus, genauso wie Gespräche zwischen der Türkei und Assad.
(pma/rem/sac/sda)