Auf einen Blick
- Erpresser vor Gericht: Corinna Schumacher stellt Antrag auf Nebenklage
- Familie könnte Öffentlichkeit ausschliessen, wenn es um Michaels Gesundheitszustand geht
- Drei Männer angeklagt, einer arbeitete jahrelang als Sicherheitsexperte für Schumachers
Im Fall der versuchten Erpressung der Familie des früheren Formel-1-Rennfahrers Michael Schumacher (55) stehen ab Dienstag die Angeklagten vor dem Amtsgericht Wuppertal. Sie wollten 15 Millionen Euro mit gestohlenen Fotos der im Winter 2013 schwer verunglückten Rennfahrer-Legende erpressen und drohten, diese zu veröffentlichen.
Ehefrau Corinna (55) stellte Antrag auf Nebenklage – mit der Absicht, ihren Mann zu schützen, wie «Bild» berichtet. Die Richterin liess diesen Antrag zu. Die Familie kann somit selbst im Prozess aktiv werden und beantragen, die Öffentlichkeit auszuschliessen. Zum Beispiel dann, wenn es im Prozess um den Gesundheitszustand von Michael Schumacher geht. «Die Daten, die hier abgegriffen wurden, sind ausserordentlich sensibel», sagte der zuständige Oberstaatsanwalt vor Prozessbeginn. Die Familie schirmt ihn seit dem Unfall von der Öffentlichkeit ab.
Über 1500 Dateien gestohlen
Die Angeklagten sind drei Männer. Einer von ihnen, der als Sicherheitsexperte (53) über viele Jahre bei den Schumachers gearbeitet hat, soll die mehr als 1500 Dateien besorgt haben. Er schweigt bis heute. Bei einer Verurteilung droht ihm eine Freiheitsstrafe. Die weiteren Angeklagten sind ein Türsteher (53) und dessen Sohn (30).
Der 53-jährige Türsteher soll die Festplatten bei Familienmitgliedern und Bekannten versteckt haben. Bei Durchsuchungen wurden vier USB-Sticks und eine blaue Festplatte bei seinem Bruder und seinem Neffen gefunden. Die andere Festplatte will der Angeklagte bei der Mutter seiner Lebensgefährtin versteckt haben. Als die Polizei kam, war die Festplatte jedoch nicht mehr da. Die Ermittler wissen laut «Bild» nicht, welche sensiblen Dateien auf dem Datenträger sind.
«Erpressen ist, wenn ich jemanden mit Gewalt bedrohe»
Der 53-Jährige gab am Dienstag direkt ein Geständnis ab. «Ich stehe dafür gerade. Ich habe den Scheiss gebaut», sagte er laut «Heute» vor Gericht. Anschliessend richtete er sich an den Anwalt, der Corinna Schumacher vertritt. «Richten Sie der Familie bitte aus, dass es mir wirklich leidtut», so die Worte des Mannes.
Auf den zwei Festplatten würden sich sensible und private Fotos befinden, gab er an. Das Motiv für den Datenklau: «Ich könnte mit der Geschichte ein bisschen Geld verdienen.» Sein Fazit zum Fall: «Das ist blöde gelaufen.»
Am Rande des Prozesses kam es zudem zu einem kuriosen Moment, als der Sohn des Hauptangeklagten dem Kamerateam des TV-Senders «Welt» seine ganz eigene Definition von Erpressung darlegte. «Erpressen ist, wenn ich jemanden mit Gewalt bedrohe. Wenn ich jetzt aber zu Ihnen gehe und sage, ich habe hier etwas, wollen sie das kaufen, ist das keine Erpressung. Es ist meiner Meinung nach ein Verkaufsgespräch – mit Anwälten und Verträgen abgemacht. Es ist meiner Meinung nach keine Erpressung gewesen», so der junge Mann. Die U-Haft gegen seinen Vater sei «ein bisschen übertrieben» gewesen. Mitten im Wortbeitrag wurde er dann von einem Mann im Anzug aus dem Bild und in den Gerichtssaal gezerrt.
Es war nicht der erste Versuch, die Familie des früheren Rennfahrers zu erpressen. 2017 verurteilte das Amtsgericht Reutlingen in Baden-Württemberg einen 25 Jahre alten Mann, weil er versucht hatte, Schumachers Ehefrau um 900'000 Euro zu erpressen. Er hatte damit gedroht, dass sonst den Kindern etwas passieren würde. Der Mann wurde damals zu einer Bewährungsstrafe von 21 Monaten verurteilt.