Nein, mit verlässlicher Politik hat die Arbeit von US-Präsident Donald Trump (71) immer weniger zu tun. Hat er seinen Wählern unter dem Slogan «America First» nicht versprochen, in erster Linie an sie zu denken und die Truppen aus Krisengebieten abzuziehen? Hat er. Doch stattdessen lässt er immer häufiger im Ausland die Muskeln spielen: Er warf die eine Mega-Bombe auf Afghanistan und drohte dann Nordkorea mit Krieg.
Seine jüngsten Drohgebärden machte er heute früh. Den von seinem Vorgänger Barack Obama (56) angekündigten Rückzug der US-Truppen aus Afghanistan hat er rückgängig gemacht. Ja, er will den Kampf gegen die islamistischen Terroristen sogar verschärfen. Eine Übernahme des Landes durch die Taliban soll verhindert werden, sagte er.
Trump erwähnte zwar nichts über eine Aufstockung der 8400 US-Soldaten am Hindukusch. In Medienberichten war aber zuvor davon die Rede, die Zahl werde auf Vorschlag des Pentagon um 4000 erhöht.
Den Anschluss nicht verlieren
Warum verlagert Trump seine Politik immer mehr ins Ausland? Michael Paul, USA- und Afghanistan-Kenner von der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin, sagt zu BLICK: «Dank der erfahrenen Generäle und Berater erkennt das Weisse Haus, dass sich die USA international engagieren müssen, wenn sie nicht die internationale Führungsrolle und den Anschluss verlieren wollen.»
Am Freitag war mit Stephen Bannon (63) der grösste Gegner von Militärmissionen in der Regierung von Trump zurückgetreten. Am gleichen Tag hatte Trump mit den Generälen in seinem Kabinett die Optionen für Afghanistan diskutiert.
Dass sich Trump nun stärker aufs Ausland konzentriere, sei aber auch ein Zeichen dafür, dass er innenpolitisch immer mehr unter Druck gerate und im Ausland Stärke demonstrieren wolle. Michael Paul ist überzeugt: «Afghanistan wird auf Jahre hinaus eine Problemzone bleiben.» Einen definitiven Sieg werde Trump in diesem Land kaum erringen können. «Aber nur schon eine Stabilisierung des Landes durch die Eindämmung der Taliban wäre ein Erfolg.»
Taliban drohen mit heiligem Krieg
Trump will auch Indien stärker mit wirtschaftlicher Hilfe einbinden. Dies wird als klare Drohung in Richtung Pakistan verstanden, wo sich viele Islamisten verstecken. Beide Atommächte gelten als Erzfeinde.
Die radikalislamischen Taliban haben als Reaktion auf die Afghanistan-Pläne von Donald Trump angekündigt, einen «heiligen Krieg bis zum letzten Atemzug» führen zu wollen. Sie würden ihren Kampf fortsetzen, solange auch nur ein US-Soldat im Land sei.