Er habe seinem Freund Kara-Mursa vor wenigen Tagen einen Brief ins Straflager im sibirischen Omsk schicken wollen – daraufhin aber von der Gefängnisleitung die Antwort erhalten, dass der Oppositionspolitiker in eine andere Haftanstalt gebracht worden sei, schrieb der russische Menschenrechtler Alexander Podrabinek am Montag auf Facebook. In welchem Lager Kara-Mursa nun einsitzt, habe der Strafvollzug allerdings nicht bekannt gegeben.
Auch die Ehefrau des Kremlgegners, Jewgenija Kara-Mursa, schrieb, dass sie nicht wisse, wo ihr Mann sei. Kara-Mursa, der unter anderem Russlands Krieg gegen die Ukraine kritisierte, war im vergangenen April unter dem Vorwurf des Hochverrats zu 25 Jahren Lagerhaft verurteilt worden. Es ist die höchste Strafe, die bisher gegen einen Oppositionellen in Russland verhängt wurde.
Der Politiker, der Giftanschläge überlebte und deshalb gesundheitlich schwer angeschlagen ist, gilt als einer der schärfsten Kritiker von Kremlchef Wladimir Putin und wird international als politischer Gefangener eingestuft.
Es kommt immer wieder vor, dass inhaftierte Regimegegner im russischen Gefängnissystem für einen gewissen Zeitraum regelrecht verschwinden und der Kontakt zu ihren Angehörigen abreisst. So fehlte etwa im Dezember jegliches Lebenszeichen von dem Oppositionellen Alexej Nawalny, der bis dahin in einem Lager unweit von Moskau inhaftiert war. Erst nach rund zwei Wochen tauchte er damals wieder auf – in einem Straflager in der russischen Polarregion. Menschenrechtler kritisieren diese Praxis als Schikane vonseiten des russischen Strafvollzugs. (SDA)