Nach dem Ausbruch des mächtigen Bosses des Sinaloa-Drogenkartells aus einem mexikanischen Gefängnis hat Staatschef Enrique Peña Nieto Konsequenzen angekündigt. Ermittlungen sollen zeigen, ob Staatsbeamte in die Aktion verwickelt waren.
Peña Nieto nannte die Flucht von Joaquín «El Chapo» Guzmán während eines Staatsbesuchs in Paris eine «Schande für den mexikanischen Staat». Die mexikanischen Sicherheitskräfte stünden nun vor der Aufgabe, «diesen Kriminellen wieder festzunehmen». Guzmán galt lange als meistgesuchter Drogenbaron der Welt.
Guzmán war am Samstagabend bereits zum zweiten Mal die Flucht aus einem mexikanischen Hochsicherheitsgefängnis gelungen. Diesmal entkam er über ein Loch in seiner Badezimmerwand durch einen heimlich gegrabenen Tunnel aus der Anstalt El Altiplano in der Stadt Almoloya de Juárez im zentralgelegenen Bundesstaat Mexiko.
Nach Behördenangaben war der Tunnel mit einer eigenen Strom- und Sauerstoffversorgung ausgestattet. Auch Benzinkanister wurden gefunden, weshalb die Ermittler darauf schliessen, dass Guzmán ein Töff benutzte.
Seine Flucht dürfte die mexikanische Regierung in Bedrängnis bringen. Sie hatte die Festnahme des Drogengangsters vor anderthalb Jahren als grossen Erfolg gefeiert. Die USA hatten damals von einer «bedeutenden Leistung» der mexikanischen Behörden im Kampf gegen die Rauschgiftkriminalität gesprochen.
US-Justizministerin Loretta Lynch bot Mexiko Hilfe bei der Fahndung nach Guzmán an. Die US-Regierung stehe bereit, für eine schnelle Festnahme des Drogenbosses mit den mexikanischen Behörden zusammenzuarbeiten, erklärte Lynch am Sonntag in Washington.
Die USA seien über seinen Gefängnisausbruch genau so besorgt wie das Nachbarland. «Zusätzlich zu seinen Verbrechen in Mexiko wird er in den USA wegen diverser Fälle von Drogenhandel und organisiertem Verbrechen beschuldigt», hob die Justizministerin hervor.
Die Sicherheitskräfte starteten am Sonntag eine Grossfahndung nach dem erst im Februar 2014 festgenommenen Guzmán. Bereits 2001 hatte der Drogenboss die Flucht, damals versteckt auf einem Wäschewagen, aus einem Gefängnis geschafft. Erst nach 13 Jahre später wurde er wieder gefasst. (F.S./SDA)