Auf Reise durch Kolumbien
Papst verletzt sich bei Papamobilfahrt in Cartagena

Nach einer scharfen Bremsung des Papamobils im kolumbianischen Cartagena hat sich Papst Franziskus an der linken Augenbraue verletzt. Er blutete leicht und setzte mit Blutflecken auf der weissen Soutane seinen Besuch in der Karibikmetropole fort.
Publiziert: 10.09.2017 um 18:31 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 12:10 Uhr
Wegen einer Vollbremsung verletzte sich Papst Franziskus leicht. Sein weisse Robe wurde mit etwas Blut befleckt. Dennoch führte er seinen Besuch in Cartagena fort.
Foto: STEFANO RELLANDINI

Dort hatten ihn hunderttausende Menschen begeistert empfangen, für das Papamobil gab es kaum ein Durchkommen, immer wieder gerieten die Leibwächter ins Schwitzen.

Offensichtlich stiess sich der 80-Jährige bei der Bremsung, ein Begleiter im Papamobil tupfte danach immer wieder die leicht blutende Augenbraue ab. Cartagena ist die letzte Station der fünftägigen Kolumbienreise von Papst Franziskus.

Friedensmahner

Zuvor war Papst Franziskus in Medellín. Hier setzte er in einer Rede ein starkes Friedenssignal. Der Lebensstil Jesu fordere dazu auf, «den Weg der Liebe, der Gewaltlosigkeit, der Versöhnung und des Friedens zu gehen», sagte er vor einer Million Gläubigen bei einer Messe i

Immer wieder mahnte er die Menschen, sich auszusöhnen und Hass zu überwinden. In dem 50-jährigen Konflikt in Kolumbien zwischen linker Guerilla, Militär und den rechten Paramilitärs starben über 220'000 Menschen, rund 7,5 Millionen wurden vertrieben. Der Vatikan hatte die Verhandlungen über das 2016 erzielte Friedensabkommen mit der linken FARC-Guerilla unterstützt.

Im Land gibt es aber Kritik an einer Sonderjustiz mit milden Strafen für FARC-Verbrechen sowie an der Gründung einer FARC-Partei, der bis 2026 zehn Sitze im Kongress garantiert werden - und damit mehrere Millionen Dollar Diäten. Zudem erhalten bisherige Kämpfer eine monatliche Unterstützung von rund 250 Dollar.

Hinzu kommen Sorgen, dass kriminelle Banden versuchen werden, in früheren FARC-Gebieten die Kontrolle etwa über den Drogenhandel zu übernehmen, weswegen die Lage für die Landbevölkerung nicht sicherer würde.

Dank für Friedensunterstützung

Präsident Juan Manuel Santos, der 2016 den Friedensnobelpreis erhalten hatte, hat stark an Beliebtheit eingebüsst. Daher war auch für ihn der Papst-Besuch politisch sehr wichtig. Er dankte dem Papst für dessen Friedensunterstützung.

Die Reise mit Millionen begeisterten Menschen und einem immer wieder gerührten Franziskus wurde zu einem grossem Fest des Friedens und des Glaubens. Kinder riefen «Papito, Papito», wenn der Papst im Papamobil vorbeifuhr. Emotionaler Höhepunkt war der Besuch in der früheren Konfliktregion Villavicencio, wo das Oberhaupt der katholischen Kirche auch auf rund 6000 Opfer des blutigen Konflikts traf.

Vier Personen erzählten ihre Geschichte: ein Ex-Guerillakämpfer, ein früheres Mitglied der rechten Paramilitärs, ein Minenopfer und eine Frau, deren Mann und Kinder ermordet worden waren. Franziskus legte weisse Rosen am Kreuz der Versöhnung zu Ehren aller Opfer nieder.

Vergebung und Versöhnung

Er warb trotz der Verbrechen um Vergebung. «Heilen wir diesen Schmerz und nehmen wir jeden Menschen auf, der Straftaten begangen hat, sie bekennt, bereut und sich zur Wiedergutmachung verpflichtet, indem er zum Aufbau der neuen Ordnung beiträgt.»

Zwei Jungen und zwei Mädchen überreichten ihm Setzlinge, damit sie im «Wald der Aussöhnung» gepflanzt werden. Einen Baum pflanzte Franziskus selbst und griff dazu zu einem Spaten. Kinder - als Zukunft Kolumbiens - gossen die Erde. «Wir wollen eine Zukunft in Frieden», sagt eines der Mädchen zu Franziskus.

Tausende Menschen nahmen ganz in weiss an der bewegenden Versöhnungszeremonie teil. Franziskus segnete in der Zeremonie den schwarzen Christus von Bojayá und widmete ihm ein Gebet. Der verstümmelte Holzkorpus, dessen Arme und Beine abgerissen worden waren, war im Mai 2002 zwischen Leichen auf dem Boden einer Kirche in Bojayá entdeckt worden.

Schlimme Bombenattacke

Bei einer Bombenattacke der FARC starben damals in der Kirche in der abgelegenen Regenwaldregion rund 100 Menschen. Heute gilt der Christus als Symbol des Friedensprozesses.

In Villavicencio sprach Franziskus den Bischof Jesús Emilio Jaramillo und den Priester Pedro María Ramírez selig. Jaramillo war Bischof der Diözese Arauca, als er 1989 von der ELN-Guerilla entführt und ermordet wurde. Ramírez war bereits 1948 ermordet worden.

Kurz vor dem Papstbesuch erklärte sich auch die ELN als letzte verbliebene Guerillagruppe zu einer Waffenruhe bereit. Die Hoffnung ist, dass nun auch diese kleinere Guerillagruppe zur Abgabe der Waffen bereit ist, um einen umfassenden Frieden zu erreichen. Zum Abschluss der Reise des Papstes stand am Sonntag ein Besuch in Cartagena auf dem Programm. (SDA)

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