Auf Druck seiner Partei
Johnson streicht Impfpflicht für medizinisches Personal

Auf Druck seiner Partei will der britische Premierminister Boris Johnson einem Zeitungsbericht zufolge die Corona-Impfpflicht für medizinisches Personal doch wieder streichen.
Publiziert: 31.01.2022 um 11:18 Uhr
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Aktualisiert: 31.01.2022 um 11:55 Uhr
ARCHIV - Als Hinterbänkler (backbenchers) werden in Großbritannien Abgeordnete ohne Regierungsverantwortung bezeichnet - in Johnsons Konservativer Partei sind sie ein großer Machtfaktor. Foto: Kirsty O'connor/PA Wire/dpa
Foto: Kirsty O'Connor

Gesundheitsminister Sajid Javid wolle den Schritt noch am Montag mit Kabinettskollegen vereinbaren, berichtete der «Daily Telegraph». Den Plänen zufolge sollten Pflegekräfte vom 1. April an zwei Impfungen haben. Mit der Kehrtwende erfüllt Johnson, der wegen der «Partygate»-Affäre auch parteiintern unter Druck steht, eine der Kernforderungen einflussreicher Hinterbänkler.

Wie der «Telegraph» schrieb, beruft sich Gesundheitsminister Javid darauf, dass die Auswirkungen der Omikron-Variante deutlich milder seien als befürchtet. Die Impfpflicht für das Personal des Gesundheitsdiensts NHS wurde beschlossen, als die Delta-Variante dominierte. Diese führte zu deutlich mehr Krankenhauseinweisungen. Kritiker befürchten, das ohnehin überlastete Gesundheitssystem werde bei einer Impfpflicht auf einen Schlag 80 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verlieren. Die Pflegekräftevereinigung Royal College of Nursing begrüsste die Kehrtwende.

Der einflussreiche Tory-Abgeordnete Mark Harper sprach von einem «grossen Sieg». «Meine Hinterbänkler-Kollegen und ich haben deutlich darauf gedrungen, Zehntausenden NHS- und Pflegekräften die Kündigung zu ersparen», twitterte Harper.

Als Hinterbänkler (backbenchers) werden in Grossbritannien Abgeordnete ohne Regierungsverantwortung bezeichnet, also das Gros der Parlamentarier. In Johnsons Konservativer Partei sind sie ein grosser Machtfaktor. Wegen der Affäre um Lockdown-Partys in der Downing Street droht Johnson ein parteiinternes Misstrauensvotum. Nun dürften Johnsons Chancen, eine solche Abstimmung zu vermeiden, erheblich steigen.

(SDA)

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