Seit 40 Jahren arbeitet Kurt Kaser (63) im US-Bundesstaat Nebraska als Getreide- und Maisbauer. Normalerweise ist der Job für den 63-Jährigen Routine. Jeder Handgriff, jede Bewegung sitzt. Doch nicht so Ende April.
Kaser ist gerade dabei, Mais von einem Lastwagen in ein Silo zu bringen. Um die gelben Körner in den meterhohen Speicher zu transportieren, schaltet er eine Förderschnecke an. Im Innern der Maschine: eine rotierende Schraube.
Was er in dem Moment vergisst: Im Winter hatte Kaser die Sicherheitsscheibe der Maschine entfernt, um die Schnecke besser zu lagern. Ein fataler Fehler: Er verfängt sich in dem Gerät. «Ich bin direkt in das verdammte Ding getreten. Es packte mich einfach», sagt der Bauer zum TV-Sender «ABC-News». Das Bein einfach rausziehen, kann Kaser nicht. Zu stark zieht in die Maschine hinein.
«Ich war so voller Adrenalin»
Die Situation ist brenzlig. Niemand sonst ist auf dem Hof. Hilfe kann er auch keine holen. Sein Handy hat er nicht bei sich. Und die Maschine rattert weiter, zerfleischt sein Bein mehr und mehr. Es muss schnell gehen. «Da dachte ich an mein Taschenmesser», so Kaser. Er setzt die Klinge unter dem Knie an und beginnt zu sägen. «Ich war so voller Adrenalin, dass ich mich gar nicht an die Schmerzen erinnern kann.»
Als der Unterschenkel abgetrennt ist, kann sich Kaser von der Maschine losreissen, kriecht danach 60 Meter über den Hof zum nächsten Telefon, kann endlich Hilfe holen. Ein Helikopter macht sich sofort auf den Weg.
Nicht der erste Zwischenfall mit der Förderschnecke
Der Getreidebauer wird ins Spital gebracht, die Wunde versorgt. Danach kommt er in ein Rehabilitationszentrum. Letzte Woche konnte er das Zentrum wieder verlassen. Momentan sitzt er zwar noch im Rollstuhl. Bald soll er aber mit einer Prothese wieder an die Arbeit gehen können.
Es war nicht Kurt Kasers erster Zwischenfall mit der Förderschnecke. Vor einigen Jahren blieb er schon mit seinem rechten Bein in der Schnecke stecken. Damals verlor er allerdings nur etwas Haut und Muskeln – dieses Mal sein linkes Bein.
Fast so wie im Hollywood-Film
Der Fall von Kurt Kaser erinnert stark an den Bergsteiger Aron Ralston. 2003 klemmte er sich seinen rechten Arm in einem Felsen ein. Auch er war allein, konnte keine Hilfe herbeirufen.
Nach fünf Tagen entschied sich Ralston dazu sich, den Arm mit einer Säge zu amputieren. Seine Rettung: Er konnte sich befreien. Der spektakuläre Fall wurde anschliessend von Hollywood verfilmt. Im Jahr 2010 kam der Film «127 Stunden» in die Kinos. Die Rolle von Ralston übernahm James Franco.
(jmh)