Der Terroranschlag von Barcelona stellt sich wohl als Werk einer organisierten Gruppe heraus. Die Ermittler ordneten der mutmasslichen Terrorzelle drei Vorfälle zu: Den schweren Anschlag mit einem Kleintransporter auf Barcelonas Flaniermeile Las Ramblas, einen vereitelten Angriff in der Küstenstadt Cambrils und die Explosion in einem Wohnhaus in der Ortschaft Alcanar.
Anschlag in Barcelona: Ein Lieferwagen raste am Donnerstag gegen 17 Uhr auf der Flaniermeile Las Ramblas im Zickzack in Menschen. Medien zufolge legte der Fahrer gut 550 Meter zurück und flüchtete dann zu Fuss.Tatfahrzeug: War ein gemieteter weisser Lieferwagen. Ein zweiter Transporter, mit dem der oder die Attentäter womöglich hätten fliehen wollen, wurde Zeitungsberichten zufolge in der Nähe von Barcelona gefunden. Zweiter Anschlag und Anti-Terror-Einsatz in Cambrils: Acht Stunden nach der Terrorattacke in Barcelona ereignete sich in Cambrils ein zweiter Anschlag. In dem Badeort 120 Kilometer südwestlich von Barcelona erschossen Einsatzkräfte fünf mutmassliche Terroristen. Medien zufolge waren die Männer in einem Wagen von der Polizei kontrolliert worden. Auf der Flucht fuhren sie Passanten an, eine Frau kam dabei ums Leben. Bei den Sprengstoffgürteln der Verdächtigen handelte es sich um Attrappen.
Die Opfer: Insgesamt wurden bei den Anschlägen in Barcelona und Cambrils nach Behördenangaben 14 Menschen getötet und 126 verletzt. Die Opfer stammten nach vorläufigen Angaben aus 34 Nationen. Bis zum Samstagmorgen waren noch vier Tote nicht identifiziert.
Vorfall in Alcanar: In der Ortschaft in der Provinz Tarragona war am Mittwoch bei der Explosion in einem Wohnhaus ein Mensch ums Leben gekommen. Sieben weitere wurden verletzt. Es gebe «klare Verbindungen» zu dem Anschlag in Barcelona, sagte der katalanische Polizeichef. Dieser sei vermutlich in Alcanar vorbereitet worden.
Festnahmen: In Ripoll 100 Kilometer nördlich von Barcelona, in Cambrils und im nochmals weiter südlichen Alcanar nahm die Polizei vier mutmassliche Terroristen fest, zwei weitere starben möglicherweise bei der Explosion in Alcanar. Keiner von ihnen sei bis dahin durch terroristische Aktivitäten in Erscheinung getreten. Drei weitere Verdächtige seien identifiziert worden, teilte die Polizei mit: Said Aallaa (19), Mohamed Hychami (24) und Younes Abouyaaquob (22). Nach den Marokkanern wird europaweit gefahndet.
Die Identität des mutmasslichen Terroristen: Die Polizei geht nach eigenen Angaben von einer zwölfköpfigen Zelle aus. Fünf der mutmasslichen Attentäter seien bei dem Anti-Terror-Einsatz in Cambrils getötet worden: Moussa Oukabir (†17), El Houssaine Abouyaaqoub (†19), Said Aallaa (†19), Omar Hychami (†21), and Mohamed Hychami (†24).
Wer ist der Haupttäter? Zunächst war die Polizei davon ausgegangen, dass es sich bei dem in Cambrils getöteten Moussa Oukabir um den Fahrer des Todeswagens von Barcelona handelt. Jedoch ruderte Polizeichef Jusep Lluis Traper später zurück und sagte, dass es dafür «keine konkreten Beweise» gebe und dass diese These «immer unwahrscheinlicher» werde. Als neuer Hauptverdächtiger gilt gemäss der Zeitung «El País» der Marokkaner Younes Abouyaaquob (22). Er soll am Steuer des Vans gesessen haben, der auf den Ramblas in die Menschenmenge gerast war.
Selbstbezichtigung: Die IS-Terrormiliz reklamierte laut ihrem Sprachrohr Amak den Anschlag für sich. Von den Behörden in Spanien gab es dazu zunächst keine Äusserungen.
Was ist das Motiv? Die spanische Polizei spricht von einem Terroranschlag. Die auf dschihadistische Propaganda spezialisierte Site Intelligence Group berichtete, IS-Anhänger hätten in sozialen Netzwerken den Anschlag ähnlich gefeiert wie seinerzeit die Attacke in Manchester.
Zentrum der Terrorzelle in Alcanar? Dies berichtete die Zeitung «El País». Die Polizei vermute, dass in dem durch eine Explosion zerstörten Gebäude im äussersten Süden der Region Katalonien ein Sprengsatz gebaut wurde, so das Blatt. Am Freitag fanden Ermittler weitere «biologische Überreste» – möglicherweise eine weitere Leiche. Laut «El País» wurden in dem Gebäude etwa 20 Gasflaschen gelagert. Zudem seien Spuren des Sprengstoffs TATP entdeckt worden. Triacetontriperoxid wurde auch bei früheren Terroranschlägen in London und Paris benutzt.