Wegen der gewaltsamen Proteste in Kasachstan sind erste Einheiten einer von Russland angeführten sogenannten Friedenstruppe in dem Land eingetroffen. Das teilte das russische Verteidigungsministerium in Moskau am Donnerstag mit. Der kasachische Staatschef Kassym-Schomart Tokajew hatte zuvor von einer «terroristischen Bedrohung» besprochen und militärische Hilfe bei dem von Russland angeführten Militärbündnis Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit (OVKS) angefordert.
Die «Friedenstruppe» sei auf begrenzte Zeit nach Kasachstan geschickt worden, «um die Lage zu stabilisieren und zu normalisieren», hiess es in einer Mitteilung der OVKS. Der Militärallianz gehören neben Russland und Kasachstan vier weitere ehemalige Sowjetrepubliken an. Zur Zahl der entsandten Soldaten machte die Allianz keine Angaben.
USA warnt Moskau vor Menschenrechtsverletzungen
Washington warnte Moskau unterdessen vor Menschenrechtsverletzungen und betonte, die internationale Gemeinschaft werde ein Auge auf das Vorgehen der Truppe in Kasachstan haben. «Die Vereinigten Staaten und die ganze Welt werden jegliche Verletzung der Menschenrechte beobachten», sagte US-Aussenamtsspecher Ned Price. «Wir werden auch auf Handlungen achten, die die Grundlage zur Beschlagnahmung kasachischer Institutionen bilden könnten.»
Kasachstan wird seit Tagen von beispiellosen Zusammenstössen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften erschüttert. Proteste, die sich zunächst gegen steigende Gaspreise gerichtet hatten, weiteten sich zu regierungskritischen Massenprotesten im ganzen Land aus. «Dutzende» Menschen wurden laut offiziellen Angaben getötet und mehr als tausend Menschen wurden seit Beginn der Proteste verletzt.
Am Donnerstagabend flammten die Auseinandersetzungen offenbar wieder auf; in der Wirtschaftsmetropole Almaty waren erneut Schüsse zu hören. Medienberichten zufolge räumten die Sicherheitskräfte einen zentralen Platz in der Stadt, der ein wichtiger Versammlungspunkt der Demonstranten war. (AFP)