So reagiert die Welt auf das Kosovo-Chaos
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Gewalt in Norden des Landes:So reagiert die Welt auf das Kosovo-Chaos

25 Kfor-Soldaten im Spital
Verletzte bei Gewalt durch serbische Demonstranten

Bei Zusammenstössen im serbisch bewohnten Norden des Kosovos sind zahlreiche Soldaten der Nato-geführten Kosovo-Schutztruppe Kfor verletzt worden.
Publiziert: 29.05.2023 um 23:01 Uhr
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Aktualisiert: 30.05.2023 um 14:05 Uhr
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Italienische und ungarische Kfor-Soldaten wurden teils schwer verletzt.
Foto: keystone-sda.ch

Eskalation in Zvecan, im Norden Kosovos: Am Montag wollen serbische Demonstranten die Stadtverwaltung stürmen. Ihnen gegenüber stellen sich Kfor-Soldaten. Es kommt zur Strassenschlacht! Die Demonstranten werfen Brandbomben, Steine und Flaschen, gehen mit Stöcken gegen die Soldaten vor. Die Kfor und die kosovarische Polizei antworten mit Tränengas und Blendgranaten.

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Bilanz der Krawalle: 25 italienische und ungarische Kfor-Soldaten erleiden teils schwere Verletzungen. Auf serbischer Seite werden 52 Demonstranten verletzt.

«Die Soldaten erlitten durch die Explosion von Brandbomben Verletzungen mit Knochenbrüchen und Verbrennungen», teilte die Kfor am Montagabend mit.

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Schwer verletzte Soldaten

Das ungarische Verteidigungsministerium teilte mit, mehr als 20 ungarische Kfor-Soldaten seien verletzt worden, sieben von ihnen schwer. Nach Angaben des italienischen Aussenministers Antonio Tajani wurden elf italienische Kfor-Soldaten verletzt, drei von ihnen schwer. Ministerpräsidentin Giorgia Meloni erklärte, weitere Angriffe gegen die Kfor würden «nicht toleriert». Das Auswärtige Amt in Berlin forderte einen «sofortigen Stopp» der Gewalt.

Ein Serbe wurde durch Schüsse verletzt, teilte das Spital in der nahen Stadt Mitrovica mit. Die serbischen Demonstranten hatten versucht, in Zvecan in das Gebäude der Stadtverwaltung einzudringen. Die kosovarische Polizei setzte daraufhin Tränengas ein. Kfor-Soldaten schalteten sich ein und positionierten sich mit Schutzschilden und Stöcken zwischen der Polizei und den Demonstranten. Wie ein AFP-Reporter beobachtete, wurden die Soldaten daraufhin von den Demonstranten mit Steinen und Brandsätzen angegriffen.

Serben boykottierten Wahlen

Die Demonstranten fordern den Abzug der kosovarischen Sicherheitskräfte aus der Region. Auch verlangen sie die Absetzung der aus der ethnisch-albanischen Bevölkerungsgruppe stammenden Bürgermeister in der mehrheitlich von ethnischen Serben bewohnten Region.

Die Polizei hatte den neuen Bürgermeister, einen Albaner, der sein Amt antreten wollte, eskortiert. Serben protestieren auch in zwei anderen Orten des Nord-Kosovos, wo ebenfalls albanische Bürgermeister die Amtsgeschäfte übernahmen. Die Drei waren im April gewählt worden, wobei fast alle Serben die Wahl boykottiert hatten. Deshalb kommen die Wahlsieger aus albanischen Parteien. Die bisherigen serbischen Bürgermeister hatten ihre Funktionen im November 2022 aus Protest gegen die Politik der kosovarischen Regierung niedergelegt.

Der kosovarische Ministerpräsident Albin Kurti setzte in der vergangenen Woche die Bürgermeister ein und widersetzte sich damit Forderungen der EU und der USA.

Vucic versetzte Armee in höchste Alarmbereitschaft

Bereits am vergangenen Freitag hatte es vehemente Proteste gegen die Übernahme von Bürgermeisterämtern durch ethnische Albaner und Konfrontationen mit den Sicherheitskräften gegeben. Auch dabei setzte die Polizei Tränengas ein. Serbiens Präsident Aleksandar Vucic versetzte daraufhin die Armee in «höchste Alarmbereitschaft» und entsandte Soldaten an die Grenze zum Kosovo.

Das 1,8-Millionen-Einwohner-Land Kosovo mit seiner mehrheitlich ethnisch-albanischen Bevölkerung hatte im Jahr 2008 seine Unabhängigkeit von Serbien erklärt, wird aber von Belgrad bis heute als serbische Provinz betrachtet. Rund 120'000 Serben leben im Kosovo.

(AFP/SDA/neo)

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