Die deutsche Polizei sucht fieberhaft nach einem gefährlichen Erpresser, der in Supermärkten am Bodensee Babynahrung vergiftet hat. Sie hat am Mittag vor Medien Fotos einer Überwachungskamera veröffentlicht, die den mutmasslichen Täter beim platzieren von vergifteten Produkten zeigen soll. Der Mann habe sich «in höchstem Masse verdächtig» verhalten.
Die Konstanzer Polizei bittet die Bevölkerung um Hilfe bei der Fahndung nach dem Erpresser – es wurde dafür extra ein Hinweistelefon eingerichtet. «Es handelt sich um einen skrupellosen Täter, der auch den Tod von Menschen in Kauf nimmt», sagt ein Sprecher an der Medienkonferenz. Nachdem er weitere Vergiftungs-Aktionen angekündigt hat, habe man sich für eine öffentliche Fahndung entschieden.
«Der Täter hat angekündigt, dass er nationale und internationale Niederlassungen treffen will», sagt Alexander Boger, Leitender Oberstaatsanwalt an der Medienkonferenz. Das Bundesland Baden-Württemberg befindet sich direkt an der Grenze zur Schweiz.
Wie die Staatsanwaltschaft Ravensburg (D) auf Anfrage sagt, finde ein Austausch mit den Schweizer Polizei, unter anderem der Kantonspolizei Thurgau, statt. «Es gibt jedoch zurzeit keine konkreten Anhaltspunkte, dass Filialen in der Schweiz betroffen sind», sagt Sprecherin Christine Weiss zu BLICK. Einzig die Ankündigung im Schreiben, Niederlassungen im In- und Ausland treffen zu wollen.
Um den Fall zu klären, wurde die Sonderkommission «Apfel» mit rund 220 Ermittlern gegründet. Eine internationale Fahndung nach dem Erpresser, vor allem in der Schweiz und Österreich, läuft.
Auf beschädigte Verpackung und Klick-Geräusch bei Gläsern achten
Die Behörden rufen Leute, die im Bodensee-Gebiet einkaufen, zur Vorsicht auf. Man solle sich darauf achten, ob Produkte manipuliert sein könnten. Wer etwas Verdächtiges feststelle, solle dies sofort dem Verkaufspersonal melden.
Man solle besonders auf Beschädigungen der Verpackungen oder das Fehlen des Unterdrucks achten, besonders bei Glasverpackungen mit Schraubverschluss. Deckel von richtig verschlossenen Gläsern weisen üblicherweise eine Wölbung nach innen auf, beim Öffnen ist ein Knackgeräusch zu hören.
Beim Verdächtigen handelt sich um einen Mann um die 50, der auf den Fahndungsbildern eine Kappe und Brille trägt. Ausserdem habe der Mann mit schlanker Statur dunkle Sportschuhe mit einem auffälig weissen Sohlenrand getragen und eine dunkle Sporttasche bei sich gehabt.
In einer Blitz-Aktion Regale geräumt
Der Erpresser beschrieb seine Tat er in einem Schreiben an die Polizei und an mehrere Lebensmittelkonzerne, von denen er ein zweistelligen Euro-Millionenbetrag verlangt. Wie «Bild» berichtet, habe die Polizei in einer Blitz-Aktion alle Baby-Nahrung aus den Regalen geräumt und den Inhalt untersuchen lassen. Dabei wurde offenbar in fünf Produkten Gift gefunden, das Kleinkinder schwer verletzen oder sogar töten könnte.
Der Unbekannte hat das Erpresserschreiben an Aldi, Rossmann, Lidl, DM, Müller, Edeka, Norma und Rewe geschickt – bereits am 16. September. Gemäss «Bild» hat der Mann die vergifteten Gläser am Samstag in die Märkte geschleust, so dass noch keine Kunden die Gift-Produkte kaufen konnten – aber um zu demonstrieren, dass er es todernst meint. Ebenfalls soll er das Gift in verschiedene Produkte von unterschiedlichen Herstellern gemischt haben.
Die Polizei im deutschen Baden-Württemberg spricht von einem «bundesweit bedeutsamen Fall». In einem Schreiben an die Polizei und die betroffenen Konzerne äusserte der Unbekannte seine Drohungen.