Bei einem Luftangriff der in Myanmar regierenden Militärjunta auf die entlegene Gemeinde Kantbalu in der Region Sagaing sind am Dienstagmorgen mehr als 50 Menschen getötet und Dutzende weitere verletzt worden, berichteten der myanmarische Dienst der BBC, die Nachrichtenwebsite «The Irrawaddy» und Radio Free Asia.
In der Region gibt es besonders heftigen Widerstand gegen die in Myanmar herrschende Militärjunta. Das Auswärtige Amt und die Uno verurteilten den Angriff. Ein Sprecher der Junta sagte am späten Dienstagabend, es habe eine Eröffnungszeremonie für ein Büro der Volksverteidigungskräfte im Ort Pazi Gyi gegeben. «Wir haben diesen Ort angegriffen.» Der Sprecher nannte keine genauen Todeszahlen.
«Bitte schreit!»
Bei einigen der Toten handle es sich um uniformierte Kämpfer, es könne aber auch «einige Leute in Zivilkleidung» geben. Der Sprecher machte zudem Minen, die von der Anti-Junta-Gruppe gelegt worden seien, für den Tod mancher Menschen verantwortlich.
Ein Mitglied der Rettungskräfte, das einer Anti-Junta-Gruppe angehört, sagte der Nachrichtenagentur AFP, dass unter den Toten auch Frauen und Kinder seien. Nach der Bergung der Leichen und dem Abtransport von Verletzten schätzte er die Zahl der Toten auf bis zu 100. Ein Augenzeuge berichtetet, die Teilnehmer seien gerade beim Essen gewesen, darunter auch mindestens 20 Kinder.
In Onlinenetzwerken kursierende Videos zeigten Leichen zwischen Häuserruinen. «Wir werden euch retten, wenn wir euch schreien hören», ist ein Mensch in einem Video zu hören. «Bitte schreit!» AFP konnte die Echtheit dieser Videos nicht verifizieren.
Gewalt gegen Volk soll sofort beendet werden
Das Auswärtige Amt in Berlin verurteilte den Angriff und erklärte im Onlinedienst Twitter, es erwarte, dass die Militärjunta die Gewalt gegen das Volk sofort beendet. Auch UN-Generalsekretär António Guterres verurteilte den «Angriff der Streitkräfte Myanmars aufs Schärfste», wie sein Sprecher sagte.
UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk erklärte in Genf, einmal mehr habe das Militär in Myanmar seine «klaren rechtlichen Verpflichtungen» missachtet, «bei Kampfhandlungen für den Schutz von Zivilisten zu sorgen».
«Rechtswidrige Luftangriffe, bei denen Zivilisten getötet und verletzt und Häuser zerstört werden, sind ein Markenzeichen des myanmarischen Militärs, das verabscheuungswürdige Anstrengungen unternimmt, um den Widerstand zu brechen und der Bevölkerung Angst einzuflössen», sagte Montse Ferrer von Amnesty International. Sie sprach von «widerwärtigen Taktiken» und forderte die Internationale Gemeinschaft auf, Lieferungen von Flugtreibstoff an das Land einzustellen und mehr zu tun, um die Angriffe der Junta zu stoppen.
Die Junta hatte im Februar 2021 die Macht in dem südostasiatischen Land an sich gerissen und die mit grosser Mehrheit gewählte Regierung von Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi gestürzt. Die Proteste gegen den Putsch schlug die Junta gewaltsam nieder. Im März lösten die Militärherrscher Suu Kyis NLD-Partei auf. Suu Kyi selbst war inhaftiert und zu jahrzehntelanger Haft verurteilt worden. (AFP/SDA)