Die grösste Impfaktion der Geschichte kann beginnen. Am Montag hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine Notzulassung für die weltweite Einführung des Astrazeneca-Impfstoffs erteilt. Zwei Monate nach dem Corona-Impfstart in Europa und den USA kann damit auch die Impfstoff-Verteilung in den ärmsten Ländern der Welt starten, die grösstenteils von dem Vektor-Impfstoff abhängt.
«Es ist wichtig, dass wir endlich anfangen», sagt Benjamin Schreiber vom Unicef-Hauptsitz in New York, der die Verteilung des Impfstoffes im globalen Süden koordiniert. «Und zwar aus moralischen Gründen, zum weltweiten Schutz vor Mutationen und auch aus wirtschaftlichen Gründen.» Viele Entwicklungsländer haben bislang noch keine einzige Impfdosis erhalten.
Als Logistik-Partner der weltweiten Covax-Initiative ist Unicef für die gerechte Verteilung der Impfstoffe zuständig. Für 92 Entwicklungsländer – vor allem in Subsahara-Afrika, Südostasien, Lateinamerika und Osteuropa – hat das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen bereits genug Impfdosen eingekauft, um die Risikogruppen zu immunisieren. Noch diese Woche werden die ersten Dosen ausgeliefert, Anfang März dann mehrere Hundert Millionen.
WHO-Solidaritätsaufruf: Druck auf Bundesrat
Der Impfstart kommt zu einem kritischen Zeitpunkt. Südafrika hat die Ausgabe des Impfstoffs von Astrazeneca kürzlich gestoppt, weil er gegen die im Schwellenland dominierende «südafrikanische Variante» B.1.351 möglicherweise weniger wirksam ist.
Bei Impfkampagnen im globalen Süden dominiert Astrazeneca dennoch – vor allem, weil der Impfstoff billiger und einfacher zu lagern ist als etwa der mRNA-Impfstoff von Biontech/Pfizer. Die Hoffnung von Experten: Sinken die Fallzahlen schnell, ist auch die Entstehung und Ausbreitung von gefährlichen Mutationen unwahrscheinlicher.
Helfen könnte auch die Schweiz, die bereits Teil der Covax-Initiative ist. Ein parlamentarischer Vorstoss macht nun Druck auf den Bundesrat, auch dem «Solidarity Call to Action» der WHO beizutreten. Dieser Solidaritätsaufruf würde die Schweiz zu globalen Corona-Massnahmen verpflichten, die Wissensmanagement, Datenaustausch und Medikamentenentwicklung betreffen.