Nur langsam bringen die Ermittler ans Licht, warum Syed Farook (†28) und seine Frau Tashfeen Malik (†27) gestern an einer Weihnachtsfeier im Behindertenheim «Inland Regional Center» in San Bernardino das Feuer eröffneten. Wer sind die beiden mutmasslichen Schützen, die eiskalt 14 Menschen töteten und 21 weitere verletzten?
Syed Farook war laut Informationen der Polizei US-Bürger und wohnte in San Bernardino. Er arbeitete seit fünf Jahren für die lokale Gesundheitsbehörde, die die Feier im «Inland Regional Center» organisiert hatte. Im Jahr 2009 hatte er an der California State University einen Abschluss im Bereich Umwelthygiene (engl. environmental health) gemacht.
Nach Angaben des Vaters war Farook Muslim. Gegenüber «New York Daily News» beschrieb er ihn als «sehr religiös». «Er ging arbeiten, kam zurück, ging beten, kam zurück», so der Vater.
Kontakt zu Terroristen-Kreisen
Gemäss Aussagen von Mitarbeitern war er im Juli 2014 nach Saudi Arabien gereist und wenige Tage später mit einer Frau zurückgekehrt, die er im Internet auf einem arabischsprachigen Dating-Portal kennengelernt hatte – Tashfeen Malik. Einen Monat später heirateten die beiden. Er hatte keine Vorstrafen, schreibt «ABC». Mit Malik hatte er ein gemeinsame, sechs Monate alte Tochter. Das Kind liessen sie laut «CNN» vor dem Anschlag bei Farooks Mutter, der sie erzählten, dass sie einen Arzttermin hätten. Die Tochter soll nach der Tat bis auf weiteres bei der Grossmutter untergebracht worden sein.
Über Malik, eine Pakistanerin, die seit dem Sommer im Besitz einer Green Card war, ist noch immer wenig bekannt. Ein Mitarbeiter Farooks sagte gegenüber «ABC», dass Malik als Apothekerin gearbeitet hatte. Wie «CNN» unter Berufung auf mehrere Behördenvertreter berichtet, soll sie auf ihrer Facebook-Seite unter einem falschen Namen dem Führer der Terrormiliz Islamischer Staat (IS), Abu Bakr al-Baghdadi, die Treue geschworen haben.
Vom IS inspiriert
Mit den neuen Erkenntnissen manifestiert sich die These der Ermittler, dass der Angriff in San Bernardino auch islamistisch motiviert sein könnte. Ermittlerkreise hatten bereits gestern bestätigt, dass Farook über sein Handy und über Social Media in Kontakt mit «mehreren Individuen des internationalen Terrorismus» war, gegen die das FBI schon ermittelt hat. So soll sich Farook nach seiner Reise nach Saudi-Arabien im vergangenen Jahr radikalisiert haben.
Dass der Angriff durch den IS selbst in Auftrag gegeben wurde, davon gehen die Ermittler derzeit eher nicht aus. «Im Moment glauben wird, dass sie sich eher selbst radikalisiert hatten und von der Gruppe inspiriert waren, als dass ihnen gesagt wurde, die Schiesserei auszuführen», zitierte die «New York Times» einen Behördenvertreter.
Gigantisches Waffenarsenal zu Hause gebunkert
Laut der Polizei haben die beiden keinen Abschiedsbrief hinterlassen. Das Motiv der Schützen bleibt weiterhin unklar. Bekannt ist, dass es während der Weihnachtsfeier zu einem Streit gekommen ist. Laut Augenzeugen habe Farook daraufhin wütend das Gebäude verlassen und sei später schwer bewaffnet mit seiner Frau zurückgekehrt.
Im Haus der mutmasslichen Schützen hat die Polizei zwölf Rohrbomben gefunden. Ausserdem seien Werkzeuge zum Bombenbau sichergestellt worden, sagte San Bernardinos Polizeichef Jarrod Burguan. «Sie hatten zusätzliches Material, um weitere Bomben zu bauen.»
Laut Burguan führten Farook und Malik mehr als 1600 Schuss Munition mit sich, als sie sich die Schiesserei mit der Polizei lieferten. Im Haus des Paares fanden die Ermittler dann rund 5000 weitere Schuss Munition.
Die vier eingesetzten Schusswaffen habe Farook legal erworben. «Sie waren ausgerüstet», sagte Burguan. «Sie hätten eine weitere Attacke verüben können. Wir haben sie abgefangen, bevor das passieren konnte.»
Nicht nur für die Behörden, auch für Farooks ehemalige Mitarbeiter bei der Gesundheitsbehörde von San Bernardino bleibt die Tat ein Rätsel. «Er war zwar ruhig, aber immer freundlich», beschreibt eine Mitarbeiterin ihren ehemaligen Kollegen in der «LA Times». Er sei ihr nie fanatisch oder irgendwie verdächtig vorgekommen. Ein weiterer Mitarbeiter, der einen Arbeitsplatz mit Farook teilte, meint lakonisch: «Ich dachte immer, er lebt den amerikanischen Traum.» (gr/bih/sep)
14 Tote und 17 Verletzte: Das ist die blutige Bilanz der Attacke auf das Behindertenheim im südkalifornischen San Bernardino. Bei der Tragödie handelt es sich um die 353. Massenschiesserei in den USA seit Anfang Jahr – 462 Menschen kamen dabei ums Leben. Das zeigt ein Blick auf den «Mass Shooting Tracker», eine Statistik, die alle Schiessereien in den USA mit mindestens vier Verletzten oder Toten aufführt, über die in den Medien berichtet wurde. Geht es bis Ende Jahr so weiter, zählen die USA 2015 mehr Massenschiessereien als Tage. Allein an amerikanischen Schulen kam es seit Jahresbeginn zu 61 Schiessereien, wobei die Bürgerbewegung «Everytown for Gun Safety» auch Vorfälle mit weniger oder gar keinen Toten und Verletzten in ihrer Statistik berücksichtigt. Jeden Tag würden in den USA 88 Menschen durch den Gebrauch von Schusswaffen sterben, hält die Organisation fest. (lha)
14 Tote und 17 Verletzte: Das ist die blutige Bilanz der Attacke auf das Behindertenheim im südkalifornischen San Bernardino. Bei der Tragödie handelt es sich um die 353. Massenschiesserei in den USA seit Anfang Jahr – 462 Menschen kamen dabei ums Leben. Das zeigt ein Blick auf den «Mass Shooting Tracker», eine Statistik, die alle Schiessereien in den USA mit mindestens vier Verletzten oder Toten aufführt, über die in den Medien berichtet wurde. Geht es bis Ende Jahr so weiter, zählen die USA 2015 mehr Massenschiessereien als Tage. Allein an amerikanischen Schulen kam es seit Jahresbeginn zu 61 Schiessereien, wobei die Bürgerbewegung «Everytown for Gun Safety» auch Vorfälle mit weniger oder gar keinen Toten und Verletzten in ihrer Statistik berücksichtigt. Jeden Tag würden in den USA 88 Menschen durch den Gebrauch von Schusswaffen sterben, hält die Organisation fest. (lha)