Asienreise
Papst Franziskus nennt Rohingya in Bangladesch beim Namen

Nach Kritik an seinem zögerlichen Umgang mit dem Rohingya-Konflikt hat Papst Franziskus die muslimische Flüchtlinge doch noch beim Namen genannt und um Vergebung gebeten.
Publiziert: 01.12.2017 um 14:28 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 13:54 Uhr
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Papst Franziskus schüttelt einem Rohingya-Flüchtling in der St. Mary's-Kathedrale in Dhaka, Bangladesch, die Hand.
Foto: Mohammad Ponir Hossain

Nach einem Treffen in Bangladesch mit 16 Angehörigen der verfolgten muslimischen Minderheit aus Myanmar sagte er am Freitag: «Die Anwesenheit Gottes heisst heute auch Rohingya.»

Zudem sagte er ihnen Hilfe zu. «Wir werden weiter machen, ihnen zu helfen, so dass sie ihr Recht anerkannt bekommen. Wir werden nicht unsere Herzen verschliessen, wir werden nicht wegschauen.»

Der Papst hörte den Erzählungen der Männer und Frauen zu und hielt ihre Hände mit betroffenem Gesichtsausdruck. Zwei kleine Kinder waren unter ihnen. Sie alle waren aus dem Flüchtlingslager Balukhali im südlichen Bezirk Cox's Bazar angereist, um Franziskus ihre Geschichte zu erzählen.

«Im Namen aller, die Euch verfolgt haben, die euch weh getan haben, vor allem für die Gleichgültigkeit der Welt, bitte ich um Vergebung», sagte der Pontifex am Freitag nach einem Treffen in der Hauptstadt Dhaka mit 16 Rohingya-Angehörigen. «Die Anwesenheit Gottes heisst heute auch Rohingya.»

Franziskus hatte zuvor in einer Ansprache vor Vertretern des Islam, des Hinduismus, des Buddhismus und des Christentums einen «Geist der Offenheit, der Akzeptanz und Zusammenarbeit unter den Gläubigen» angemahnt, den er als «schlagendes Herz» bezeichnete. (Blick berichtete)

«Wie sehr bedarf unsere Welt dieses kraftvollen Herzens, um dem Virus der politischen Korruption und der destruktiven religiösen Ideologien entgegenzuwirken», sagte der Pontifex und fuhr fort: «wie auch der Versuchung, die Augen vor den Bedürfnissen der Armen, der Flüchtlinge, der verfolgten Minderheiten und der Verletzlichsten zu verschliessen.«

Kein Lager-Besuch wegen Sicherheitsbedenken

Zuvor wurde dem Papst vorgeworfen, dass in Bangladesch kein Besuch in einem Flüchtlingslager auf dem Programm stand. Nach Darstellung von Erzbischofs Moses Costa aus Bangladesch besuchte Papst Franziskus wegen Bedenken der Regierung keine Rohingya-Flüchtlingslager. Als Gründe wurden die Sicherheit und politische Bedenken angeführt.

Franziskus habe Interesse an einem solchen Besuch während seiner Rise nach Bangladesch gehabt, sagte Moses Costa am Freitag am Rande der Papst-Messe vor den Medien. »Aber unsere Regierung wollte das aus Sicherheitsgründen nicht.« Costa ist Erzbischof von Chittagong, wo auch das Flüchtlingsgebiet im Bezirk Cox's Bazar liegt.

Auch politische Gründe sprachen ihm zufolge gegen einen Besuch eines Rohingya-Lagers. Es hätte Probleme zwischen Bangladesch und Myanmar bringen können, sagte Costa.

Rohingya nicht als Ethnie angesehen

In Myanmar wird das Wort nicht benutzt, weil die Rohingya als «Bengalen» angesehen werden und ihnen keine eigene Ethnie zugesprochen wird. Auch verweigert ihnen Myanmar die Staatsangehörigkeit.

Der Papst war kritisiert worden, dass er das Wort »Rohingya« in Myanmar nicht benutzt hatte, weil ihm die katholische Kirche vor Ort davon abgeraten hatte. Menschenrechtler monierten, der Papst habe sich in Myanmar nicht eindeutig zu dem Konflikt geäussert. Die Vereinten Nationen sprechen in Myanmar von »ethnischer Säuberung«, der Konflikt gilt als eine der grössten humanitären Krisen der Welt.

In Bangladesch fiel im entscheidenden Moment dann die Übertragung aus und der englische Dolmetscher übersetzte auch nicht das Wort »Rohingya". Ob aus politischer Absicht oder aus Versehen, weil der Papst das Wort etwas unverständlich ausgesprochen hatte, blieb unklar.
(SDA)

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