Arzt erklärt seine Methode
So holten die Ärzte die Frau aus dem 27-Jahre-Koma

Deutsche Ärzte haben eine Frau aus einem jahrelangen Wachkoma geholt. Der Chefarzt des Spitals sagt nun, wie es zu dieser Sensation kam.
Publiziert: 25.04.2019 um 19:27 Uhr
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Aktualisiert: 25.04.2019 um 19:28 Uhr
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Munira hatte 1991 bei einem Verkehrsunfall schwere Hirnverletzungen erlitten und war seither bewusstlos. 27 Jahre später ist sie in einer Fachklinik im oberbayerischen Bad Aibling wieder aufgewacht.
Foto: Schön Klinik

Das medizinische Wunder war perfekt: Munira Abdulla ist nach 27 Jahren im Koma in einem deutschen Krankenhaus wieder zu Bewusstsein gekommen. Die Frau hatte im Jahr 1991 bei einem Verkehrsunfall schwere Hirnverletzungen erlitten und war seither bewusstlos (BLICK berichtete). 

Die Sensation sorgte weltweit für Schlagzeilen. Friedemann Müller, der Chefarzt an der Schön Klinik Bad Aibling, hat nun in einem Interview mit dem «Spiegel» erklärt, wie es dazu kam. 

Der Fall sei «medizinisch komplex» gewesen. Die heute 60-jährige Abdulla verunfallte 1991 schwer und lag jahrelang im Wachkoma. «Das heisst, sie konnte kurz gezielt auf etwas blicken. Vor allem auf das Gesicht ihres Sohnes reagierte sie stark», erklärt Müller.

Es war ein «Wachkoma»

Das sehe dann für Angehörige wie der richtige Koma-Zustand aus. Medizinisch unterscheide sich das aber vom «Wachkoma»: «Beim ‹Wachkoma› können Patienten ihre Augen aufmachen, in einem Koma nicht. Aus einem Koma wacht kein Patient nach 27 Jahren einfach auf.»

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Der Arzt korrigierte im Interview auch die Berichte, wonach die Patientin aus dem Koma «erwacht» sei. Treffender wäre es zu schreiben, dass sich der körperliche und geistige Zustand der Patientin «über die Zeit von wenigen Wochen enorm verbessert».

Schritt für Schritt Zustand verbessert

Müller erklärt, dass man bei ihr an medizinischen Fronten gearbeitet hatte. Zuerst kümmerte man sich um die starken Muskelkontraktionen – sogenannte Spastiken. Dann konzentrierte man sich auf die Nebenwirkungen der Epilepsie-Medikamente. Nach und nach konnte man die Frau mit anderen Reizen wie «Vogelgezwitscher» konfrontieren. 

All das habe dann zur Besserung geführt. Die heute 60-jährige Munira Abdulla wurde jahrelang von ihrem Sohn begleitet. Er hat nie die Hoffnung verloren: «Ich habe immer daran geglaubt, dass sich der Gesundheitszustand meiner Mutter verbessern würde», sagte der heute 32 Jahre alte Sohn. (pma)

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