Im Kosovo wollte Sofia T.* (†27) mit ihrem Schweizer Freund Kujtim L.* (32) die Hochzeit seines Bruders feiern. Doch so weit kommt es nicht. Am Mittwoch stirbt die Frau nach einem Sturz aus dem sechsten Stock eines Hotels. Die Polizei geht von einem Tötungsdelikt aus und nimmt den Schweizer mit kosovarischen Wurzeln fest. Es bestehe Fluchtgefahr, heisst es.
Jetzt spricht die Familie der gebürtigen Argentinierin über den Verlust ihrer Tochter. Der Vater der jungen Frau, Juan T.*, ist sich sicher, dass der Tod seiner Tochter kein Unfall war. Er erhebt schwere Vorwürfe gegen den Freund der jungen Frau. «Es ist ein Femizid. Er hat sie vom Balkon geworfen», sagt er den argentinischen Medien. Zuvor soll sich das Paar gestritten haben. Laut den kosovarischen Behörden starb T. durch einen Sturz aus einem Hotelzimmerfenster.
Beide sollen bei der Feier vor der Hochzeit betrunken gewesen sein, wie aus dem Familienumfeld verlautet. Bei einem Streit sollen sie sich gegenseitig angegriffen haben. Auch der Mann erlitt Verletzungen, auf der Brust.
Waren seit vier Monaten ein Paar
Auch die Mutter ist schockiert über den Tod ihrer Tochter. Noch wenige Tage vor dem Unglück habe sie mit Sofia telefoniert. «Sie hat uns Videos geschickt, sie sah gut und glücklich aus, das verstehe ich nicht.» Sofia T. stammte ursprünglich aus La Plata in Argentinien. Sie war im November 2022 nach Spanien umgezogen. «Auf der Suche nach einer besseren Zukunft», wie der Vater erzählt. «Sie lebte zwei oder drei Monate in Barcelona, bis sie diesen Mann traf und sie zusammen in die Schweiz zogen.» Er beschreibt Sofia T. als «reisende Frohnatur».
Nach vier Monaten Beziehungen sei das Paar gemeinsam in den Kosovo gereist, wo der Bruder des Verhafteten heiraten sollte. Der junge Mann soll seine Freundin offenbar illegal in den Kosovo geschleust haben, im Kofferraum versteckt. Im Hotel kommt es dann zum Unglück. Sofia T. wird beim Sturz so schwer verletzt, dass sie kurze Zeit später im Spital verstirbt.
Davon habe die Familie von einer Freundin der 27-Jährigen aus Barcelona erfahren. «Ich war mir erst nicht sicher, ob es unsere Tochter war», sagte der Vater. Doch bald schon hatte er traurige Gewissheit. «Wir versuchen nun, unsere Tochter so schnell wie möglich in ihre Heimat zu überführen.» Er fordert eine schnelle Aufklärung des Falles: «Eine solche Tragödie darf sich nicht wiederholen».
Hochzeit des Bruders abgesagt
«Er war ein offener, lieber, toller Junge, der immer gegrüsst hat», sagt eine Nachbarin der Eltern des Verdächtigen. Früher sollen auch L. und seine Geschwister in der Wohnung gelebt haben. Er ist das älteste Kind. Die Familie habe die Nachbarin vor der Abreise noch im Treppenhaus gegrüsst und von der Hochzeit des mittleren Sohnes erzählt. Dass L. seine Freundin gestossen haben soll, kann sie kaum glauben. «Ich kann mir nicht vorstellen, dass er ihr bewusst schaden wollte, er ist viel zu lieb. Er wirkt auch nicht wie ein Böser – man sieht das den Leuten ja auch irgendwie an», so die Nachbarin.
Die Hochzeit des jüngeren Bruders, die am 1. August stattfinden sollte, wurde derweil abgesagt. «Die ganze Familie macht so einen liebevollen und fürsorglichen Eindruck», beschreibt die Nachbarin das Zusammenleben. Nun ermitteln Polizei und Staatsanwaltschaft weiter. Inzwischen sind auch Ermittler aus der Schweiz vor Ort.
* Namen geändert