Bei Ausgrabungen ist nach Angaben der Jüdischen Gemeinde Litauen der zentrale Abschnitt des Gotteshauses aus dem 17. Jahrhundert entdeckt worden. «Wir konnten endlich den zentralen Teil der Synagoge sehen, der vor mehr als 60 Jahren abgerissen wurde, seine wichtigsten und heiligsten Orte», sagte die Gemeindevorsitzende Faina Kukliansky der Agentur BNS am Mittwoch in Vilnius. «Viele Rabbiner und Anführer der Juden standen auf dem freigelegten Boden.»
Vor dem Zweiten Weltkrieg und der deutschen Besatzung waren 40 Prozent der Einwohner der litauischen Hauptstadt Juden. Die Stadt galt auch als «Jerusalem des Nordens» und die Grosse Synagoge von Vilnius als grösstes und wichtigstes Bauwerk des litauischen Judentums. Im Krieg zerstört, musste ihre Ruine in der Sowjetzeit dem Bau einer Grundschule weichen. Darunter finden seit mehreren Jahren Forschungsarbeiten und Ausgrabungen statt. Dabei wurden zuvor bereits die Grundsäulen und andere Überreste der Synagoge gefunden.
Litauen wurde im Zweiten Weltkrieg abwechselnd von der Sowjetunion und Nazi-Deutschland besetzt. Während der deutschen Besatzung zwischen 1941 und 1944 ermordeten die Nationalsozialisten und einheimische Helfer mehr als 90 Prozent aller damals rund 200 000 in Litauen lebenden Juden. Nach Kriegsende wurde der Baltenstaat bis 1990 unfreiwillig Teil der Sowjetunion.
(SDA)