Endlich zeichnet sich beim Flüchtlingsdrama vor der Küste Italiens eine Lösung ab! Das Rettungsschiff «Aquarius» mit 629 Migranten an Bord soll in Begleitung von zwei italienischen Hochseeschiffen nach Valencia fahren, und im dortigen Hafen anlegen.
Die «Aquarius» wollte eigentlich bereits am Wochenende in Italien einlaufen. Die neue Regierung in Rom verweigerte ihr aber den Hafenzugang. Darum fährt das Schiff seither Warteschleifen zwischen Malta und Sizilien, wie auf dem Schiffsradar «Marine Traffic» zu sehen ist.
«Das Schiff ist überfüllt»
Die Organisationen Ärzte ohne Grenzen und SOS Mediterranée, der die «Aquarius» gehört, beklagen die untragbare Situation. «Wir befinden uns derzeit in internationalen Gewässern zwischen Malta und Sizilien. Wir haben 629 Menschen an Bord, unter ihnen 11 kleine Kinder, 123 unbegleitete Minderjährige und mehr als 80 Frauen, darunter sieben Schwangere. Das Schiff ist überfüllt, unsere Kapazitätsgrenze ist überschritten», heisst es in einer Mitteilung.
Noch ist die Versorgung der Flüchtlinge mit Medikamenten und Nahrungsmitteln gesichert. «Aber es reicht nur für eine Mahlzeit pro Tag», erklärte Aloys Vimard von den Ärzten ohne Grenzen.
Zielhafen Valencia
Mittlerweile dürfen die 629 Flüchtlinge aber neue Hoffnung schöpfen, bald wieder festen Boden unter den Füssen zu haben. Sie sollen dem Angebot der spanischen Regierung folgend ins 1400 Kilometer entfernte Valencia gebracht werden.
Wegen der Überbelegung der «Aquarius» müssen aber zuerst rund 500 von ihnen in zwei italienische Hochseeschiffe umsteigen. Durch die Weiterreise nach Spanien verlängert sich die Überfahrt für die bereits erschöpften Flüchtlinge mindestens um vier weitere Tage.
Dennoch ist man bei SOS Mediterranée erleichtert: «Valencia wurde als sicherer Hafen bestätigt, Nachschub wurde an Bord gebracht. Wir sind erleichtert, dass endlich eine Lösung gefunden werden konnte», vermeldete die Organisation auf Twitter.
Harte Kritik an Italien
Die strikte Weigerung, das Schiff einlaufen zu lassen, hat der neuen italienischen Regierung viel Kritik von den europäischen Partnern eingebracht.
Die spanische Justizministerin Dolores Delgado wählte gegenüber cadenaser.com scharfe Worte und wirft Italien die Missachtung der Menschenrechtskonvention vor. Diesen Menschen in Seenot zu helfen, sei «keine Frage der Güte oder der Grosszügigkeit», sagte sie, «sondern eine der Menschenrechte.»
Gabriel Attal, der Sprecher der linken französischen Regierungspartei «en Marche» nannte das Vorgehen der Italiener gegenüber den Migranten gar «widerwärtig».
Der italienische Innenminister Matteo Salvini, der für die harte Gangart verantwortlich ist, will sich erst morgen Mittwoch vor dem Senat zur Thematik äussern.
(SDA/man/bö)