Aquamation
Desmond Tutus (†90) grüne Einäscherung

Südafrikas letzte Woche verstorbener Nationalheld Desmond Tutu (†90) wünschte sich eine umweltfreundliche Einäscherung: Aquamation, bei der Wasser statt Flammen die sterblichen Überreste zu Asche reduziert.
Publiziert: 02.01.2022 um 05:34 Uhr
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Aktualisiert: 02.01.2022 um 10:06 Uhr
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Südafrikas Nationalheld Desmond Tutu verstarb am 26. Dezember im Alter von 90 Jahren.
Foto: Keystone

Südafrika hat Abschied genommen vom Anti-Apartheid-Kämpfer und Nobelpreisträger Desmond Tutu. Der ehemalige Erzbischof von Kapstadt verstarb am zweiten Weihnachtsfeiertag 90-jährig. Offenbar hatte Tutu auch ein Faible für Umweltfragen. Der Verstorbene lässt sich durch umweltschonende Einäscherung ohne Flamme oder Wassereinäscherung kremieren, wie die Aquamation auch genannt wird. Es war «das, was er als Öko-Krieger wünschte», zitiert die BBC Michael Weeder, Dekan der Kathedrale in Kapstadt, wo am 1. Januar ein Staatsbegräbnis für Tutu gefeiert wurde.

Aquamation ist im Grunde der gleiche Prozess, der bei der Einäscherung angewendet wird. Jedoch wird Wasser anstelle von Hitze verwendet, um den Körper zu Asche zu reduzieren. Beim Bestattungsprozess wird der Körper in heisses Wasser mit Chemikalien getaucht und dann aufgelöst, bis die Knochen spröde werden. Derzeit ist diese Praxis jedoch nur in wenigen Ländern erlaubt, darunter in Australien und Kanada.

Aquamation ist ein natürlicher Prozess, in der Fachsprache alkalische Hydrolyse genannt. Diese Kremierung durch Wasser verbraucht tatsächlich viel weniger Energie als eine Einäscherung. Daran scheint offenbar auch dem hohen kirchlichen Würdenträger Südafrikas gelegen. Selbst im Tod unternimmt er verantwortungsvolle Schritte, um für einen möglichst geringen Energie-Fussabdruck zu sorgen.

In den 1990er-Jahren gegen Rinderwahnsinn entwickelt

Aquamation gilt als umweltfreundliche Technik zur Reduzierung des Körpers. So müssen auch keine Gase und Dämpfe weggefiltert werden, die während einer Verbrennung zu erheblichen Mengen an Kohlendioxid und anderen Treibhausgasen führen. Das auf diese natürlichen Wasserkremationen spezialisierte britische Bestattungsinstitut Resomation rechnet vor, dass die Aquamation fünfmal weniger Energie als Feuer verbraucht und Treibhausgasemissionen einer Beerdigung um rund ein Drittel reduziert.

Bei der Aquamation wird alles bis auf die Knochen verflüssigt. Diese werden dann in einem Ofen getrocknet, zu weissem Staub zermalmt und in einer Urne den Angehörigen übergeben. Im Grunde ist Aquamation eine Art menschlicher Kompostierung, bei der die Leichen mit Schichten aus organischem Material wie Blättern oder Holzspänen kompostiert werden. In Südafrika gibt es für Aquamation jedoch überhaupt keine Rechtsvorschriften.

Die Methode wurde in den frühen 1990er-Jahren entwickelt, um die Leichen von Versuchstieren zu beseitigen. Industriell wurde Aquamation erstmals als sterile Methode zur Beseitigung von mit Rinderwahnsinn infizierten Tieren als Alternative zur Feuerbestattung eingesetzt. Um die Jahrtausendwende nutzten medizinische Fakultäten in den USA die Aquamation, um gespendete menschliche Leichen zu entsorgen. Die Technologie wird auch für die Entsorgung von Tierkadavern in Schlachthöfen verwendet, wo sie als effizienter und hygienischer gilt. Inzwischen fand die Praxis der Wassereinäscherung ihren Weg in die Bestattungsindustrie. (kes)

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