Die Rue Crémieux ist ein Traum in bunt. Pinke, violette und gelbe Hausfassaden, grüne Pflanzen und herzige Holzfensterrahmen prägen das Bild dieser Pariser Strasse. Die Farbexplosion zieht darum auch besonders viele Influencer an. Junge Menschen aus der ganzen Welt setzen sich vor der hübschen Fotokulisse in Szene und posten ihre Aufnahmen auf Instagram. Fast 32'000 Bilder gibt es unter dem entsprechenden Hashtag.
In den Häusern wohnen allerdings ganz normale Pariser, und die sind durch die täglichen Besuche in den letzten Jahren genervt. Denn manche Touristen laufen nicht bloss durch die Strasse, sondern stellen sich direkt vor eine Haustür oder setzen sich auf die Stufen vor dem Eingang.
«Es ist zur Hölle geworden», sagte ein Anwohner zu «France Info». Besonders voll sei es an den Wochenenden. Dann pilgern rund 200 Menschen zu diesem Insta-Mekka. «Rapper, die zwei Stunden lang ein Video direkt vor unserem Fenster drehen. Junggesellinnenabschiede, deren Teilnehmerinnen eine Stunde lang schreien. Ehrlich gesagt, ist das ziemlich anstrengend.»
Anwohner fordern Sperre am Abend und Wochenende
Auf Instagram haben die Anwohner einen Account erstellt, der die absurden Fotosessions der Besucher dokumentiert und teils spöttisch kommentiert.
Um wieder ihre Ruhe zu haben, fordern sie nun eine Strassensperre. Zumindest soll die Rue Crémieux abends und am Wochenende nicht mehr für alle zugänglich sein. Bereits jetzt haben einzelne Bewohner ein Absperrband vor ihre Häuser gespannt. Die Influencer kümmert das jedoch wenig, sie klettern einfach drüber. Ob die Stadt auf das Anliegen des extra gegründeten Anwohner-Verbandes eingeht und eine allgemeine Strassensperre tatsächlich fruchtet, wird sich zeigen.
Gesucht: die perfekte Pose
Die Pariser Strasse ist nicht der einzige Ort, der durch Instagram derart berühmt geworden ist. Auch die Portobello Road in London wurde nach dem Film «Notting Hill» von Menschen überflutet. Manche belagern stundenlang Hauseingänge, um das perfekte Bild zu schiessen. «Die Wände sind so dünn, dass wir in der Stube hören, wie sie sich draussen gegenseitig Anweisungen für perfekte Posen geben», sagt eine Anwohnerin zu «The Standard».
Auch das Berggasthaus Aescher und der Infinity Pool der Villa Honegg verwandelten sich durch Social Media zu beliebten Foto-Hotspots (BLICK berichtete). Das bringt neben Touristen aber auch Probleme mit sich. Die damaligen Pächter des Aeschers haben hingeschmissen. (man)