Dabei geht es insbesondere um mutmassliche aussergerichtliche Hinrichtungen von mehreren Verdächtigen in einem Lagerhaus in Tlatlaya im Juni vergangenen Jahres. Prodh-Chef Mario Patrón Sánchez sprach am Donnerstag vor den Medien von einer «völlig illegitimen und illegalen Order». Es müsse eine Untersuchung zu den Verantwortlichkeiten und der Befehlskette geben.
Prodh erwähnte unter anderem eine Anweisung, die neben 36 weiteren am 11. Juni 2014 wenige Tage vor den Erschiessungen ausgegeben worden sei: Darin wurden die Soldaten demnach angehalten, «während der Nacht in massiver Form zu operieren und am Tag die Einsätze zu verringern, um Kriminelle im Dunkeln niederzuschiessen, da die meisten Verbrechen zu dieser Zeit begangen werden».
Die Menschenrechtler wiesen darauf hin, dass in dem Einsatzbefehl mit dem Wort «abatir» bewusst eine Formulierung verwendet worden sei, die eine sprachliche Beschönigung des Wortes «matar» für «töten» sei. Dieselbe Order für die Soldaten des Stützpunktes 22-D bei Tlatlaya fordert zugleich, dass die «Einsätze in strenger Achtung der Menschenrechte» zu erfolgen hätten.
Nur 19 Tage nach dem Erlass der Order habe die Armee mitgeteilt, dass bei einer Schiesserei in einem Lager bei Tlataya im Bundesstaat México 22 mutmassliche Bandenmitglieder getötet worden seien; auf Seiten der Soldaten habe es lediglich einen Verletzten gegeben. Allein dieses Verhältnis der Opferzahlen wirft nach Ansicht der Menschenrechtler Fragen auf.
Eine Überlebende sagte später während der Prodh-Medienkonferenz, die Soldaten hätten mehrere der Gefassten erschossen, obwohl diese sich bereits ergeben hätten, darunter auch ein 15-jähriges Mädchen. Die Generalstaatsanwaltschaft beschuldigte drei Soldaten des Mordes an acht Menschen in dem Fall. Vier weiteren, darunter ein Offizier, wurden Dienstpflichtverletzungen vorgeworfen.
Nach Angaben der nationalen Menschenrechtskommission wurden bei dem Vorfall in Tlatlaya sogar bis zu 15 Menschen aussergerichtlich hingerichtet.
Seit dem Beginn der Offensive gegen den Drogenhandel unter dem früheren Staatschef Felipe Calderón im Jahr 2006 wurden 100'000 Menschen getötet oder als vermisst gemeldet.