«Niemand kann wegsehen bei diesem beispiellosen antisemitischem Akt», schrieb Frankreichs Oberrabbiner Haïm Korsia am Mittwoch im Onlinedienst X.
Das Mädchen hatte sich nach Polizeiangaben mit einem Freund in einem Park im Pariser Vorort Courbevoie aufgehalten. Drei Jungen sollen das Kind dann in einen Schuppen gezerrt und geschlagen, antisemitisch beschimpft, zum Oralverkehr gezwungen und vergewaltigt haben.
Das Mädchen wurde von der Feuerwehr in ein Zentrum für Gerichtsmedizin gebracht, wo die Vergewaltigung bestätigt wurde. Der Freund des Mädchens konnte nach Polizeiangaben zwei der Angreifer identifizieren. Die drei mutmasslichen Täter wurden am Montag festgenommen. Die beiden 13-Jährigen kamen in Polizeigewahrsam, der Zwölfjährige vorläufig in ein Heim für straffällige Kinder.
Aus «Rache» gehandelt?
Die Justiz nahm Ermittlungen wegen Gruppenvergewaltigung, Morddrohungen, Körperverletzung und antisemitischer Beleidigung auf. Bei ihrer Vernehmung sagten die Jungen laut einem Bericht der Zeitung «Le Parisien», sie hätten aus Rache gehandelt. Einer der mutmasslichen Täter soll ausgesagt haben, er sei wütend gewesen, weil ihm das Mädchen seine jüdische Religion verschwiegen habe. Im Mobiltelefon des Jungen hätten die Ermittler antisemitische Bilder gefunden. Ein zweiter Junge soll ausgesagt haben, das Mädchen habe schlecht über Palästina gesprochen.
«Wenn Kinder Kinder vergewaltigen, muss sich die gesamte Gesellschaft die Frage stellen nach ihrer Verantwortung für die Gewalt, den Antisemitismus und die Frauenfeindlichkeit in unserem Land», erklärte ein Frauenverband. Der linkspopulistische Politiker Jean-Luc Mélenchon zeigte sich «entsetzt» über die Tat und «alles, was sie über die Konditionierung kriminellen männlichen Verhaltens und über antisemitischen Rassismus ans Licht bringt».
Le Pen: «Echte Bedrohung für den zivilen Frieden»
Die Rechtspopulistin Marine Le Pen verurteilte die Tat als «abscheulich» und nutzte sie zugleich zu einem Wahlaufruf: «Die Stigmatisierung der Juden, die seit Monaten von der extremen Linken durch die Instrumentalisierung des israelisch-palästinensischen Konflikts betrieben wird, ist eine echte Bedrohung für den zivilen Frieden», schrieb Le Pen und verwies auf die Parlaments-Neuwahl Ende des Monats.
Die Zahl antisemitisch motivierter Straftaten in Frankreich war nach dem Überfall der radikalislamischen Hamas auf Israel am 7. Oktober und dem Beginn des Gaza-Kriegs deutlich gestiegen. Nach Angaben des jüdischen Dachverbands Crif hat sich die Zahl solcher Taten innerhalb eines Jahres von 436 auf knapp 1700 nahezu vervierfacht. Nach dem 7. Oktober seien die Zahlen nahezu «explodiert».