Bei einer Schiesserei auf dem Gelände der israelischen Botschaft in Jordanien sind zwei Menschen getötet worden. Nach Aufhebung einer langen Nachrichtensperre teilte das Aussenministerium in Jerusalem am Montagmorgen erstmals Einzelheiten zu dem Vorfall mit. Der Vorfall ereignete sich den Angaben zufolge am Sonntagabend in der Wohnung eines israelischen Sicherheitsbediensteten in einem Nebengebäude der israelischen Botschaft in Amman.
Der jordanische Angreifer hätte in der Wohnung des Israelis Möbel aufbauen sollen. Mit einem Schraubenzieher habe er versucht, dem Wachmann in den Rücken zu stechen, sagte ein Sprecher des israelischen Aussenministeriums. Dieser habe daraufhin seine Waffe gezogen und den Jordanier erschossen.
Zudem sei versehentlich der jordanische Besitzer der Wohnung getroffen worden, der sich ebenfalls dort aufhielt. Dieser sei später seinen Verletzungen erlegen. Der Wachmann selbst erlitt demnach leichte Verletzungen.
Gespräche mit Netanjahu
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu habe mit Einat Schlein, der israelischen Botschafterin in Amman, telefoniert, sowie mit dem Wachmann, hiess es in der Mitteilung des Aussenministeriums.
Die jordanischen Behörden hatten zunächst von einer Schiesserei auf dem Botschaftsgelände gesprochen und den Tod zweier Jordanier bekannt gegeben. Es ist unklar, ob der Vorfall im Zusammenhang mit dem jüngst eskalierten Streit um den Tempelberg in Jerusalem steht.
Die Tempelberg-Krise in Jerusalem liess die Gewalt zwischen Israelis und Palästinensern in den vergangenen Tagen eskalieren. Bei blutigen Unruhen am Freitag wurden vier Palästinenser getötet und rund 400 verletzt, bei einem Anschlag in einer israelischen Siedlung im Westjordanland wurden später drei Mitglieder einer Familie erstochen.
Als Auslöser der Unruhen galt die Installation von Metalldetektoren am Tempelberg, der Muslime und Juden heilig ist. Israel stellte sie nach dem Anschlag dreier Muslime auf, bei dem am 14. Juli zwei israelische Polizisten getötet worden waren.
Am Freitag demonstrierten auch in Jordanien Tausende Menschen wegen des Streits um den Zugang zum Tempelberg gegen Israel. Jordanien fungiert als «Wächter» der muslimischen Heiligtümer in Jerusalem. Israel und Jordanien unterzeichneten 1994 einen Friedensvertrag. (SDA/noo)