Es ist nicht überraschend, dass Sean Spicer (53) als Sprecher des Weissen Hauses das Handtuch warf, kurz nachdem Donald Trump den Italo-Amerikaner Anthony Scaramucci (53) zum Kommunikationschef machte. Die beiden sind wie Feuer und Wasser.
Trump hatte sich anfangs über die zu grossen Anzüge des hemdsärmeligen Spicers geärgert. Der Anzug von «The Mooch», wie Scaramucci genannt wird, sass bei seinen ersten Auftritten hingegen perfekt. Und während sich Spicer immer wieder stotternd und zuweilen unbeherrscht mit Journalisten anlegte, lobte der «Mooch» seinen Boss Trump eloquent und charmant in den Himmel und sorgte bei der Medienkonferenz für eine angenehme Atmosphäre. Zum Schluss warf er den Journalisten Küsse zu.
Selbstgemachter Millionär
Scaramucci trat in letzter Zeit am Fernsehen immer wieder als eifriger Verteidiger Trumps auf. Den Ausschlag für seine Ernennung soll aber sein Erfolg gegen CNN gegeben haben: Scaramucci zwang den Sender, eine Story über mögliche Russlandverbindungen zurückzuziehen – drei Journalisten mussten daraufhin gehen. Trump soll tief beeindruckt gewesen sein. Mit dem souveränen Scaramucci erhofft er sich wohl mehr Erfolg in seinem Krieg gegen die Medien.
Die beiden Männer verbindet noch mehr: Beide kommen aus der New York Millionärs-Szene und sehen sich als erfolgreiche Geschäftsmänner, die sich in Szene zu setzen wissen. Scaramucci, der aus einer Mittelstandsfamilie stammt, hat eine beeindruckende Karriere hinter sich: Nach seiner Tätigkeit als Hedge-Fonds-Manager bei Goldman Sachs gründete er 2005 die Investment-Firma SkyBridge Capital. Er ist gerade dabei, seinen 13-Milliarden-Dollar-Anteil nach China zu verkaufen.
Mit Barack Obama im Basketball-Team
Eine weitere Gemeinsamkeit mit dem Präsidenten: Scaramucci ist ein Fähnchen im Wind, was politische Positionen anbelangt. Wie Trump war der Ex-Banker einst Demokrat, er unterstützte Barack Obama im Wahlkampf 2008 finanziell. Die beiden hatten in Harvard studiert und zusammen Basketball gespielt. Mit seinen Kampfmassnahmen gegen die Wall Street vergraulte Obama seinen früheren Kommilitonen jedoch, der schliesslich ins republikanische Lager wechselte.
Tweets aus den letzten Jahren, die Scaramucci mittlerweile gelöscht hat, zeigen: «Mooch» ändert seine Ansichten schnell, wenn es ihm gelegen kommt. Er hatte sich unter anderem für schärfere Waffengesetze, die Schwulen-Ehe, die Legalisierung der Abtreibung und gegen eine Mauer an der Grenze zu Mexiko ausgesprochen. Sogar eine Kandidatur von Hillary Clinton unterstützte er.
Bei aller Liebe und Bewunderung seines neuen Chefs: Im Weissen Haus dürfte dem «Mooch» ein harscher Wind entgegenwehen. Stabschef Reince Priebus und Chef-Stratege Steve Bannon sollen gesagt haben, sie würden seine Ernennung «nur über ihre Leichen» zulassen, verriet ein Insider zum Online-Magazin «Politico». Sein Erfolg wird auch damit zusammenhängen, ob er auch sie um den Finger wickeln kann. (rey)