Es ist 20 Stockwerke hoch und berüchtigt in Deutschland: Das Hochhaus «Weisser Riese» in Duisburg verwahrlost. Die Zustände sind übel. Es ist so schlimm, dass die Deutsche Post das 320-Parteien-Haus nicht mehr beliefert. Boten meiden seit Wochen die Gegend. Der Grund: Sicherheitsgefahr!
«Wiederholt kommt es dort zu bedrohlichen Zustellsituationen», erklärt eine DHL-Sprecherin dem WDR. Und wird konkret: «Die Menschen warten hier in Gruppen auf die Paketzusteller. Die wollen die Pakete klauen.»
Es wird nicht geputzt oder etwas repariert
«Bild» hat dem berüchtigten «Weissen Riesen» im deutschen Duisburg einen Besuch abgestattet. Die Klingelschilder im Eingangsbereich sind übersät mit Namen, doch keine der Klingeln funktioniert. Im Inneren des Hochhauses zeigt sich ein Bild des Verfalls: verschmutzte Gänge, zerbrochene Fenster und Graffiti an den Wänden.
Die Bewohnerinnen und Bewohner wirken resigniert und hoffnungslos. «Ich wohne seit fünf Jahren hier und es wird immer schlimmer», klagt eine Mieterin. «Niemand fühlt sich mehr für irgendetwas verantwortlich.»
Tatsächlich scheint sich die Hausverwaltung nicht um die Missstände zu kümmern. Reparaturen bleiben aus, Reinigungsarbeiten finden kaum statt.
«Man muss keine Angst haben, angegriffen zu werden»
Dass die DHL die Belieferung eingestellt hat, verwundert angesichts der chaotischen Zustände nicht – die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Post-Unternehmens haben Angst um ihre Sicherheit. Ein 29-jähriger Bewohner versichert jedoch: «Man muss keine Angst haben angegriffen zu werden». Er lebt im Hochhaus mit seiner Frau und zwei Kindern.
Symbol für soziale Probleme
Für die Bewohnerinnen und Bewohner bedeutet dies jedoch eine zusätzliche Belastung in ihrem ohnehin schwierigen Alltag. Sie müssen ihre Pakete nun selbst abholen – ein beschwerlicher Weg für viele.
Der «Weisse Riese» ist zu einem Symbol für die sozialen Probleme in Duisburg geworden. Doch statt die Missstände anzugehen, scheinen Politik und Verwaltung die Bewohnerinnen und Bewohner ihrem Schicksal zu überlassen.
In der Schweiz gibt es kein solches Horrorhaus, das von der Post nicht mehr beliefert wird – das bestätigt die Schweizer Post auf Anfrage von Blick. Ausserdem habe die Sicherheit der Mitarbeitenden immer oberste Priorität. Fälle, in denen ein Haus nicht bedient wird, hätten meistens mit erschwerten Strassenverhältnissen oder wegen zu hoher Gefahr durch einen Hund zu tun.