20 Tote bei Konvoi-Bombardierung in Aleppo
Uno stellt alle Hilfslieferungen nach Syrien ein

Nach dem Luftschlag gegen einen Hilfskonvoi hat die Uno angekündigt, vorerst keine Lieferungen nach Syrien mehr zu schicken. Der Konvoi hatte unter anderem Lebensmittel, Mehl, Medikamente und Kleidung für über 78'000 Syrer geladen. Mindestens 20 Helfer starben bei dem Angriff.
Publiziert: 20.09.2016 um 08:59 Uhr
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Aktualisiert: 09.10.2018 um 21:56 Uhr
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Bild der Verwüstung: Ausgebrannter Lastwagen des Hilfskonvois.
Foto: REUTERS/Ammar Abdullah

Die Vereinten Nationen haben mit Abscheu und Fassungslosigkeit auf einen tödlichen Luftangriff auf einen von ihr organisierten Hilfskonvoi in Syrien reagiert. Uno-Vertreter zeigten sich «enorm empört» und rückten den Angriff in die Nähe eines Kriegsverbrechens. Mittlerweile hat die Uno angekündigt, dass sie ab sofort keine Hilfslieferungen mehr nach Syrien schickt.

Der Konvoi mit Hilfsgütern vor der Abfahrt nach Aleppo.
Foto: SYRIAN RED CRESCENT/HANDOUT

Sollte sich der Angriff vorsätzlich gegen die Helfer gerichtet haben, «dann läuft dies auf ein Kriegsverbrechen hinaus», sagte der Chef der Uno-Hilfseinsätze, Stephen O'Brien, am Montag in New York. Der Uno-Sondergesandte für Syrien, Staffan de Mistura, brachte seine «enorme Empörung» über den Vorfall zum Ausdruck.

Ein Hilfsmitarbeiter beschreibt die Situation nach den Luftangriffen.
Foto: AP

Die Uno-Vertreter betonten, dass der Konvoi der LKWs mit Hilfsgütern für die Region Aleppo in intensiven Verhandlungen mit den dortigen Kriegsparteien vorbereitet worden und klar als humanitärer Transport gekennzeichnet gewesen sei. Der Konvoi hatte unter anderem Lebensmittel, Mehl, Medikamente und Kleidung für dringend hilfsbedürftige Menschen geladen.

Die Fahrzeuge wurden bombardiert und mehrere Helfe starben.
Foto: SYRIAN RED CRESENT/HANDOUT

Es gebe «keine Erklärung und keine Entschuldigung, keinen Grund und keine Rechtfertigung dafür, Krieg gegen tapfere und selbstlose humanitäre Helfer zu führen», sagte O'Brien. Er forderte eine Untersuchung.

Appell an Russland

Die USA richteten derweil Vorwürfe an Moskau und Damaskus. Als Verantwortliche für den Angriff auf den Konvoi kämen nur die Luftwaffe der syrischen Regierung oder deren Verbündeter Russland in Frage, sagten hochrangige Vertreter des US-Aussenministeriums.

«Russland steht nun in der Pflicht, schnell und nachdrücklich zu demonstrieren, dass es sich dem Friedensprozess verpflichtet fühlt», sagte einer der US-Vertreter. «Die Russen haben die Verantwortung, selbst solche Aktionen zu unterlassen, aber sie haben auch die Verantwortung, das Regime davon abzuhalten.» Der Angriff sei ein schwerer Schlag für die Friedensbemühungen.

Zerstörte Gebäude in Aleppo. (Archivbild)
Foto: Keystone/AP/MANU BRABO

Angeblich zwölf Hilfsmitarbeiter gestorben

Der Uno zufolge wurden am Montag mindestens 18 Lastwagen mit Hilfsladungen bei Angriffen in Orum al-Kubra westlich von Aleppo beschädigt. Sie gehörten zu einem Konvoi von 31 Fahrzeugen der Uno sowie des Syrischen Roten Halbmonds, die 78'000 Menschen in Orum al-Kubra versorgen wollten.

Nach Angaben des Roten Kreuzes wurden bei dem Luftschlag mindestens 20 Mitarbeiter des Roten Halbmonds und Fahrer der Lastwagen getötet. Uno-Vertreter O'Brien sagte, bei dem Angriff seien auch ein Lagerhaus des Roten Halbmonds sowie eine Klinik getroffen worden.

Russland und die USA hatten in der vergangenen Woche eine Waffenruhe für Syrien ausgehandelt. Diese wurde am Montag aber von der syrischen Armee für beendet erklärt. Sie sei von den Aufständischen «in keinem einzigen Punkt eingehalten worden». Die Waffenruhe hätte «eine reale Gelegenheit sein können, das Blutvergiessen zu stoppen, aber die bewaffneten terroristischen Gruppen haben das Abkommen missachtet».

Versagen der Weltgemeinschaft

Vor dem für Dienstag geplanten Treffen der internationalen Syrien-Unterstützergruppe in New York warf die syrische Opposition der Weltgemeinschaft Versagen vor. «Die Welt begnügt sich damit, zuzusehen ohne einzuschreiten», sagte der Koordinator des oppositionellen Hohen Verhandlungskomitees (HNC), Riad Hidschab, am Montag in New York.

Nach der Aufkündigung der Waffenruhe durch die syrische Armee gehe das Blutvergiessen unvermindert weiter, klagte Hidschab. «Russland und der Iran vergiessen syrisches Blut, das Regime bombardiert Spitäler, es wirft tausende Fassbomben und andere geächtete Bomben ab - und die Welt schaut zu.» Die Resolutionen des Uno-Sicherheitsrats seien alle «vergeblich» gewesen.

32 Zivilisten getötet

Insgesamt wurden bei neuen Luftangriffen in der Provinz Aleppo am Montagabend nach Angaben der Aktivisten von der oppositionsnahen Beobachtungsstelle 32 Zivilisten getötet, darunter sechs Menschen in der Stadt Aleppo. Ein AFP-Reporter berichtete von ununterbrochenen Bombardements – Ambulanzen mit heulenden Sirenen rasten durch den östlichen Teil der Stadt. Auf Twitter schrieb ein Journalist: «Mein Freund aus Aleppo hat mir die Situation mit sechs Wörtern beschrieben: Es ist schrecklich. Luftangriffe, Tod und Zerstörung.»

Das russische Militär, das die syrische Führung unterstützt, erklärte, die Aufständischen hätten einen Grossangriff auf Stellungen ausserhalb von Aleppo gestartet, die von der Regierung gehalten werden. Darauf hätten die Regierungstruppen mit «massiver Artillerie» reagiert. Auch die syrische Armee wirft den Aufständischen vor, die Waffenruhe nicht eingehalten zu haben. (SDA/pfc)

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