Bei einem bewaffneten Angriff auf eine Kinderkrippe im Süden Brasiliens sind mindestens vier Kinder ums Leben gekommen. Die Todesopfer waren zwischen vier und sieben Jahren alt. Dies bestätigte eine Sprecherin der Militärpolizei des Bundesstaates Santa Catarina der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch.
Weitere Opfer im Alter zwischen 0 und 2 Jahren seien zur Behandlung in Spitäler der von deutschen Einwanderern geprägten Stadt Blumenau gebracht worden.
Kinder angegriffen
Demnach war ein 25-Jähriger in die private Einrichtung eingedrungen und hatte dort die Kinder angegriffen. Dem brasilianischen Nachrichtenportal G1 zufolge soll er mit einem Beil bewaffnet gewesen sein. Der Angreifer stellte sich nach Angaben der Polizei auf der Wache. Er wurde festgenommen und der Zivilpolizei übergeben. Sein Motiv war zunächst nicht bekannt.
Nach dem tödlichen Angriff herrschen Bestürzung und Trauer, die Behörden suchen nach Informationen zu den Hintergründen. «Die Tat steht nicht im Zusammenhang mit anderen kriminellen Praktiken», sagte der Kommissar der zivilen Polizei des Bundesstaates Santa Catarina, Ulisses Gabriel, am Mittwoch (Ortszeit) bei einer Pressekonferenz. «Sie ist auch nicht koordiniert, etwa durch soziale Netzwerke oder Gespräche zwischen Kriminellen.» Gabriel betonte, dass es sich um einen Einzelfall handele – die Nachricht von einer vermeintlichen weiteren Attacke hatte die Runde gemacht.
«Es gibt keinen grösseren Schmerz, als den einer Familie, die ihre Kinder oder Enkelkinder verliert – erst recht bei einem Gewaltakt gegen unschuldige und wehrlose Kinder», schrieb der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva (77) auf Twitter. «Mein Beileid und meine Gebete gelten den Familien der Opfer und der Gemeinde Blumenau angesichts der Ungeheuerlichkeit, die sich in der Kindertagesstätte Bom Pastor ereignet hat.»
Die Attacke ereignete sich weniger als zehn Tage, nachdem bei einem Messerangriff auf eine Schule in der brasilianischen Metropole São Paulo eine schwer verletzte Lehrerin gestorben war, weitere Opfer wurden verletzt. Ein 13-Jähriger wurde festgenommen. Nach einem Amoklauf in der Stadt Suzano mit zehn Toten im März 2019 waren die Polizeikontrollen an Schulen in São Paulo verstärkt worden.
Für Entsetzen sorgte auch die Tat eines jugendlichen Messerangreifers vor rund zwei Jahren, der im Süden Brasiliens in eine Vorschule eindrang und fünf Menschen tötete.
Verglichen mit anderen Ländern sind derartige Attacken im grössten Staat Lateinamerikas eher selten. Brasilien gehört zwar zu den Ländern mit den meisten Gewaltverbrechen, aber die meisten davon gehen auf organisiertes Verbrechen, Kleinkriminelle und Polizeigewalt zurück. (SDA)